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Publicationen der Wodrow-Society.
mit ihrem höniglichen Primat, ihrem aristokratisch-royalistischen Klerus,
ihrer beschränkten Redefreiheit, ihrem glänzenden ceremoniellen Kultus
und dem gänzlichen Mangel aller Stimmberechtigung der Gemeinde — lau-
ter Einrichtungen, die von einer despotischen jedem Democratismus feind-
seligen Herrschernatur ausgingen — fand des Königs vollen Beifall. War
er früher nach dem Grundsätze der Gleichheit Aller vor Gott mit dem
geringsten Gliede der Gemeinde auf eine Linie gestellt und der strengen
Disciplin und Rüge der Geistlichen unterworfen gewesen, so wurde er
jetzt von den durch Elisabeth an knechtische Unterwürfigkeit gewöhnten
Bischöfen nahe an die Gottheit selbst gerükt; hatte man früher seine
Einmischung in theologische und kirchliche Sachen entschieden abgelehnt,
so priess man ihn jetzt als die Quelle aller kirchlichen Macht und Weis-
heit rühmte seine theologische Gelehrsamkeit in prunkvollen Panegyriken
und verherrlichte ihn als einen von dem Herrn ganz besonders Erleuch-
teten. Kein Wunder, dass der König in seinem beschränkten Hochmuth
das Episcopalsystem mit dem der Königsmacht so förderlichen Institut der
hohen Commission auch in Schottland zu begründen und den langen pres-
byterianischen Predigt-Gottesdienst durch einen prunkvollem ceremoniel-
len Cultus zu verdrängen wünschte. Unumwunden sprach er jetzt sei-
nen Grundsatz aus: „Kein Bischof! Kein König!“ und schritt nun nicht
mehr auf Umwegen, sondern mit königlicher Herrschergewalt zur Ein-
führung des Bischofthums und zur Vernichtung der demokratischen Pres-
byterien und der in selbständiger Macht handelnden Kirchenversammlung.
Nachdem man die letztere aufs Unbestimmte vertagt und eine Anzahl wider-
strebender Geistlichen, darunter den kühnen Vorkämpfer für presbyteria-
nische Freiheit und Gleichheit Andreas Melville, durch Verbannung
oder Verhaftung entfernt hatte, wurden zwei Erzbischöfe und 17 Bischöfe
der schottischen Kirche vorgesetzt und der königliche Primat angeordnet
ζ1606}. Spottswood, der Kirchenhistoriker, ein sanfter, ruhiger
Mann, den alle Episcopale als Zierde der schottischen Kirche preisen,
ging auf des Königs Absichten ein und erlangte den erzbischöflichen
Stuhl von Glasgow und dann die Würde eines Primas von St. Andrews;
sein Rivale Calderwood, ein eifriges Glied des presbyterianischen
Opposition, die dem Episcopalsystem einen beharrlichen Widerstand ent-
gegensetzte, zog sich Amtsentetzung, Haft und Verfolgung zu.
(Schluss folgt.)
Publicationen der Wodrow-Society.
mit ihrem höniglichen Primat, ihrem aristokratisch-royalistischen Klerus,
ihrer beschränkten Redefreiheit, ihrem glänzenden ceremoniellen Kultus
und dem gänzlichen Mangel aller Stimmberechtigung der Gemeinde — lau-
ter Einrichtungen, die von einer despotischen jedem Democratismus feind-
seligen Herrschernatur ausgingen — fand des Königs vollen Beifall. War
er früher nach dem Grundsätze der Gleichheit Aller vor Gott mit dem
geringsten Gliede der Gemeinde auf eine Linie gestellt und der strengen
Disciplin und Rüge der Geistlichen unterworfen gewesen, so wurde er
jetzt von den durch Elisabeth an knechtische Unterwürfigkeit gewöhnten
Bischöfen nahe an die Gottheit selbst gerükt; hatte man früher seine
Einmischung in theologische und kirchliche Sachen entschieden abgelehnt,
so priess man ihn jetzt als die Quelle aller kirchlichen Macht und Weis-
heit rühmte seine theologische Gelehrsamkeit in prunkvollen Panegyriken
und verherrlichte ihn als einen von dem Herrn ganz besonders Erleuch-
teten. Kein Wunder, dass der König in seinem beschränkten Hochmuth
das Episcopalsystem mit dem der Königsmacht so förderlichen Institut der
hohen Commission auch in Schottland zu begründen und den langen pres-
byterianischen Predigt-Gottesdienst durch einen prunkvollem ceremoniel-
len Cultus zu verdrängen wünschte. Unumwunden sprach er jetzt sei-
nen Grundsatz aus: „Kein Bischof! Kein König!“ und schritt nun nicht
mehr auf Umwegen, sondern mit königlicher Herrschergewalt zur Ein-
führung des Bischofthums und zur Vernichtung der demokratischen Pres-
byterien und der in selbständiger Macht handelnden Kirchenversammlung.
Nachdem man die letztere aufs Unbestimmte vertagt und eine Anzahl wider-
strebender Geistlichen, darunter den kühnen Vorkämpfer für presbyteria-
nische Freiheit und Gleichheit Andreas Melville, durch Verbannung
oder Verhaftung entfernt hatte, wurden zwei Erzbischöfe und 17 Bischöfe
der schottischen Kirche vorgesetzt und der königliche Primat angeordnet
ζ1606}. Spottswood, der Kirchenhistoriker, ein sanfter, ruhiger
Mann, den alle Episcopale als Zierde der schottischen Kirche preisen,
ging auf des Königs Absichten ein und erlangte den erzbischöflichen
Stuhl von Glasgow und dann die Würde eines Primas von St. Andrews;
sein Rivale Calderwood, ein eifriges Glied des presbyterianischen
Opposition, die dem Episcopalsystem einen beharrlichen Widerstand ent-
gegensetzte, zog sich Amtsentetzung, Haft und Verfolgung zu.
(Schluss folgt.)