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Nr. 16. HEIDELBERGER 1847.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Λ. de Puibusque: Histoire comparee des li-
teratiires Pspagnole et Fran^aise·
(Schluss.)
An den Infanten Don Juan Manuel schliesst sich Juan Ruiz, Erzprie-
ster zu Rita, an. Der Auffassung der Spanier, welche diesen Autor ih-
ren Petronius genannt haben, stellt Herr Puibusque eine Parallele des
Erzpriesters mit dem lustigen Pfarrer von Meudon entgegen. Es ist un-
möglich, sagt er, mehr Spanier zu sein, als Juan Ruiz, mehr Franzos,
als Rabelais, und lebendiger, als diese beiden Schriftsteller, den nationalen
Charakter des Spottes in Frankreich und in Spanien auszudrücken. —
Nicht weniger treffend sind des Verfassers Andeutungen über die Volks-
poesie der Romanzen, über die erkünstelten Arbeiten des patriotischen
Juan de Mena, über die achtungswerthen ersten Versuche spanischer
Historiographie. Der Verfasser, der hiermit das Mittelalter verlässt, um
das Wiederaufleben classischer Bildung im 16. Jahrhundert zu schildern,
hat ganz richtig darauf hingewiesen, wie dieses grosse Ereigniss in ganz
verschiedener Weise für die italienische, und in doppelter Beziehung für
die französische Literatur Epoche gemacht hat. Wie Frankreich, ging
auch Spanien in die Schule der grossen Meister, der Alten und der Ita-
liener. Was die castilischen Dichter dadurch erreicht, zeigt der Verfas-
ser an Boscan, Garcilaso de la Vega, Mendoza und den übrigen An-
hängern der neuen Partei. Er setzt mit vielem Sinn für poetische Schön-
heit die Verdienste des Luis Ponce de Leon und des Fernando de Iler-
rera auseinander. Passend reiht er an den ersteren den Luis de Gra-
nada und die Santa Theresa de Jesus an, zwei geistliche Autoren, die
auf Diego de Estella und andere vorbereiten. Der Verfasser hat es bis
hierher verschoben, von den Anfängen der dramatischen Dichtung der
Spanier, von Rodrigo de Cota und Juan de la Enzina zu sprechen;
im 5. Capitel handelt er umständlich von der bekannten, von v. Bülow
unter dem Titel „Celestine, eine dramatische Novelle“, auch ins Deutsche
übertragenen Tragicomedia de Calisto y Melibea, und geht dann auf
Bartolomeo de Torres Naharro über, den er den Boscan des Theaters
XL. Jahrg. 2. Doppelheft 16
 
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