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Hoffmeister; Schillers Leben und Werke.

wärtigend, wie das Drama. Es schlossen sich jetzt seine lyrische , wie
dramatische Poesie der Ueberlieferung an. Er war nun endlich des in-
liern Stoffes, den er bisher so vielgestaltig ausgeprägt hatte, müde, und
indem sich bei ihm der Philosoph zurückzog, stellt sich gleich der Hi-
storiker ein. III. S. 287 f. Die Balladen sind wegen ihres überwiegenden
Geschichtsstoffes mit einem eigenthümlichen Ideenstoff Schiller’s nicht
gut verträglich. Der ideale Gehalt am historischen Stoffe zieht von der
Begebenheit ab zur innern Welt und beeinträchtigt und vernichtet dann
die nach Aussen gekehrte, ruhige epische Betrachtung. Es entsteht die
subjective Ballade, die Romanze, in welche der Dichter seine Denk-
weise reichlich gelegt hat. Die Balladen schliessen sich an Wallenstein
an, und ihr Stoff ist immer aus der Geschichte oder Mythe genommen.
III. S. 132. 293. 319—22. Es musste Schi 11 er’s plastischem Talente
die Ideenpoesie bald zu kahl und unfruchtbar, die Balladendichtung aber
seinem philosophischen Geiste zu eng erscheinen, so trat er von dem
particulären Balladenstoff zu einem universal-historischen oder
allgemein-men sch lisch en über, welcher nun seine Vernunft und

Phantasie erfüllte. Das weite reale Menschenleben selbst, sowohl der Yer-

gangenheit als Gegenwart, wie er es zu einer philosophischen Weltbe-
trachtung denkend und fühlend verarbeitet hatte, ward das Feld seiner
Dichtung. Wie er früher die Poesie in die Metaphysik verfolgte, so
setzte er ihr jetzt den Entwicklungsgang und die Schicksale der Mensch-
heit zum Ziel vor. Er betrat ein neues eigenthümliches und fruchtbares
Gebiet. Seine Dichtung überhaupt ist vorzugsweise eine Universal-
poesie, wie andere Personen-, Familien- oder Volksdichter sind. Wie
er in seinen Dramen den Gehalt der Weltgeschichte legte, so strebte
auch seine lyrische und epische Poesie die ganze Menschheit zu umfas-
sen. In dieser Universaldichtung schlugen alle eigenthümlichen Anlagen
seines Geistes zusammen, begegnete sich der Historiker, der Philosoph

und
von

„die
1795 folgenden culturhistoris chen
„der Spaziergang“
die vier Weltalter“ (18020 und „
(0799). Das erste zeigt alle Lebensverhältnisse des Menschen zur Na¬
tur, entweder ist der Mensch instinktartig eins mit der Natur, oder er
beherrscht sie, ohne sich ihr entgegenzusetzen, oder er verläugnet sie

Poet und offenbart sich der allgemeine Character seines Dichters
der vortheilhaftesten Seite.
Die culturhistorischen Gedichte der frühem Zeit sind besonders
Götter Griechenlands“ und „ die Fürsten. “ Die nun vom Jahre
universellen Gedichte sind
(17950, „das eleusische Fest“ (17980,
das Lied von der Glocke“
 
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