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Kurze Anzeigen.
Opferheerd von der Mitte des Gerüstes weggebiieben, das überhaupt einen
grösseren Umfang, wie es seine Bestimmung als Sing- und Tanzplatz mit sich
gebracht, nun erhalten habe. Als ursprünglicher Dionysosaltar habe der Ort
auch fortwährend gedient bei den kurzen Opferhandlungen, welche vor dem
Anfang der theatralischen Aufführung verrrichtet wurden (S. 26).
Die übrigen Theile der Abhandlung suchen, nachdem der Grundbegriff
der Thymele gewonnen, über die Lage derselben, über Gestalt, Höhe, Umfang
und Flächeninhalt einige Auskunft zu gewinnen. Ist jene Auffassung der Thy-
mele richtig, so kann dieselbe von dem Logeion — dem Theil der eigentlichen
Bühne, auf dem die Schauspieler standen, nicht sehr entfernt oder durch einen
besondern Zwischenraum getrennt gewesen seyn: Treppen von beiden Sei-
ten bildeten den nöthigen Zusammenhang; was freilich die Höhe und Aus-
dehnung der Thymele betrifft, erstere namentlich im Verhältniss zum Logeion,
dessen Höhe nach Vitruvius meistens zu zehn bis zwölf Fuss angenommen
wird, so ist es schwer, darüber sichere und genaue Bestimmungen zu geben;
im Allgemeinen macht jedoch der 'Verfasser darauf aufmerksam, dass die Höhe
des Gerüstes allerdings schon wegen der Berührung des auf diesem Gerüst be-
findlichen Chors mit den Schauspielern auf dem Logeion, diesem einigermassen
entsprechend gedacht -werden müsse: es musste der Chor jedenfalls die Bühne
und was darauf vorging, gut übersehen können, aber er durfte auch nicht zu
hoch im Verhältniss zu den Zuschauern gestellt seyn, um diesen den Blick auf
die Schauspieler und die Bühne zu hemmen oder ganz zu benehmen: es musste
ferner das Gerüste, das jedenfalls von Holz aufgeführt gewesen, immerhin die
Länge und Breite, kurz den Umfang haben, welcher die verschiedenen Be-
wegungen des Chors möglich macht und den Choreuten also den nöthi-
gen freien Raum zum Vortrag ihres Liedes und ihrer damit verbundenen
rhythmischen und taktmässigen Bewegungen oder Tänze verstattet: überdem be-
fanden sich auf diesem Gerüste, das wir mit dem Verfasser nun Thymele nen-
nen, äusser den Choreuten auch die den Gesang und Tanz des Chors beglei-
tenden Musiker (S. 41 ff.); die Stabträger, welche mit der Theaterpolizei be-
auftragt waren, glaubt der Verfasser gleichfalls an die Seiten der Thymele ver-
setzen zu können, von welcher sie mittelst der daran befindlichen Treppen her-
absteigen und an die Zugänge zu den Sitzreihen, wo die Zuschauer sich befan-
den, gelangen konnten (S. 43 — 47.). Der Rest der Schrift sucht nun aus bild-
lichen Denkmalen des Alterthums Belege für die über die Thymele aufgestellte
Ansicht zu gewinnen; da eine wirklich erhaltene Thymele— eben weil ja nach
des Verfassers Annahme Alles von Holz, das Ganze nichts als ein hölzernes Ge-
rüste war — sich nicht nachweisen lässt. Wir kennen im Ganzen wenige
Reste griechischer Theater, wenn man etwa diejenigen ausnimmt, welche un-
längst in Lycien entdeckt worden sind: allein, so zahlreich, so umfangreich und
so wohl erhalten im Ganzen diese Reste nach den Angaben von Fellowrs
und Forbes seyn sollen, so fehlt uns doch von denselben noch eine in der
Weise in das Detail gehende Beschreibung, welche alle Einzelnheiten genau
beachtend, uns darüber vergewissern könnte, ob wirklich Spuren der Anlage
einer Thymele hier wahrnehmbar sind oder nicht. Diess wird eine nochmalige
und genauere Untersuchung dieser so merkwürdigen, und auch wohl erhaltenen
Reste allerdings wünschenswerth, und, auch aus andern Gründen, selbst noth-
Kurze Anzeigen.
Opferheerd von der Mitte des Gerüstes weggebiieben, das überhaupt einen
grösseren Umfang, wie es seine Bestimmung als Sing- und Tanzplatz mit sich
gebracht, nun erhalten habe. Als ursprünglicher Dionysosaltar habe der Ort
auch fortwährend gedient bei den kurzen Opferhandlungen, welche vor dem
Anfang der theatralischen Aufführung verrrichtet wurden (S. 26).
Die übrigen Theile der Abhandlung suchen, nachdem der Grundbegriff
der Thymele gewonnen, über die Lage derselben, über Gestalt, Höhe, Umfang
und Flächeninhalt einige Auskunft zu gewinnen. Ist jene Auffassung der Thy-
mele richtig, so kann dieselbe von dem Logeion — dem Theil der eigentlichen
Bühne, auf dem die Schauspieler standen, nicht sehr entfernt oder durch einen
besondern Zwischenraum getrennt gewesen seyn: Treppen von beiden Sei-
ten bildeten den nöthigen Zusammenhang; was freilich die Höhe und Aus-
dehnung der Thymele betrifft, erstere namentlich im Verhältniss zum Logeion,
dessen Höhe nach Vitruvius meistens zu zehn bis zwölf Fuss angenommen
wird, so ist es schwer, darüber sichere und genaue Bestimmungen zu geben;
im Allgemeinen macht jedoch der 'Verfasser darauf aufmerksam, dass die Höhe
des Gerüstes allerdings schon wegen der Berührung des auf diesem Gerüst be-
findlichen Chors mit den Schauspielern auf dem Logeion, diesem einigermassen
entsprechend gedacht -werden müsse: es musste der Chor jedenfalls die Bühne
und was darauf vorging, gut übersehen können, aber er durfte auch nicht zu
hoch im Verhältniss zu den Zuschauern gestellt seyn, um diesen den Blick auf
die Schauspieler und die Bühne zu hemmen oder ganz zu benehmen: es musste
ferner das Gerüste, das jedenfalls von Holz aufgeführt gewesen, immerhin die
Länge und Breite, kurz den Umfang haben, welcher die verschiedenen Be-
wegungen des Chors möglich macht und den Choreuten also den nöthi-
gen freien Raum zum Vortrag ihres Liedes und ihrer damit verbundenen
rhythmischen und taktmässigen Bewegungen oder Tänze verstattet: überdem be-
fanden sich auf diesem Gerüste, das wir mit dem Verfasser nun Thymele nen-
nen, äusser den Choreuten auch die den Gesang und Tanz des Chors beglei-
tenden Musiker (S. 41 ff.); die Stabträger, welche mit der Theaterpolizei be-
auftragt waren, glaubt der Verfasser gleichfalls an die Seiten der Thymele ver-
setzen zu können, von welcher sie mittelst der daran befindlichen Treppen her-
absteigen und an die Zugänge zu den Sitzreihen, wo die Zuschauer sich befan-
den, gelangen konnten (S. 43 — 47.). Der Rest der Schrift sucht nun aus bild-
lichen Denkmalen des Alterthums Belege für die über die Thymele aufgestellte
Ansicht zu gewinnen; da eine wirklich erhaltene Thymele— eben weil ja nach
des Verfassers Annahme Alles von Holz, das Ganze nichts als ein hölzernes Ge-
rüste war — sich nicht nachweisen lässt. Wir kennen im Ganzen wenige
Reste griechischer Theater, wenn man etwa diejenigen ausnimmt, welche un-
längst in Lycien entdeckt worden sind: allein, so zahlreich, so umfangreich und
so wohl erhalten im Ganzen diese Reste nach den Angaben von Fellowrs
und Forbes seyn sollen, so fehlt uns doch von denselben noch eine in der
Weise in das Detail gehende Beschreibung, welche alle Einzelnheiten genau
beachtend, uns darüber vergewissern könnte, ob wirklich Spuren der Anlage
einer Thymele hier wahrnehmbar sind oder nicht. Diess wird eine nochmalige
und genauere Untersuchung dieser so merkwürdigen, und auch wohl erhaltenen
Reste allerdings wünschenswerth, und, auch aus andern Gründen, selbst noth-