2 Jürgens: Luthers Leben. III. Bd.
tadeln zu wollen. Ref. selbst hat immer an Planks Breite Vergnügen
gefunden und sogar an des alten Michaelis Geplauder.
Aufmerksam machen muss Ref. die Freunde deutscher Sprache und
Litteratur des späteren Mittelalters auf die Abschweifung des Verf. auf
Ta ul er, die einen ziemlichen Raum in diesem Hauptstück einnimmt.
Aus diesem eingeschobenen Stücke will Ref. eine längere Stelle ausheben,
damit die Leser der Jahrbücher sehen, wie der Verfasser die Sache ge-
fasst hat. Er sagt nämlich S. 251.
„Die Gemüther wurden in der heftigsten Spannung erhalten, es bilde-
ten sich Vereine, welche die Erhaltung des religiösen und kirchli-
chen Lebens sich zum Ziel setzten. Ein solcher war der der Gottesfreunde
aus Geistlichen und Laien bestehend. Sie waren praktische Mystiker
(dem Ref. scheint dies eine contradictio in adjecto). Ihnen schloss
Tauler sich an und gelangte bald zu einem hohen Ansehen als Predi-
ger. Er verliess in seinen Predigten die scholastische Form, sie waren
homilienartig wie die der meisten Väter, er legte den biblischen Text
mystisch allegorisch aus und fügte dann eine praktisch-erbauliche An-
wendung hinzu, wie wir es um diese Zeit und auch später noch häufig
bei Luther finden, der eben von 1515 bis 1517 rasch von dem scho-
lastischen Zuschnitt zur einfachsten Form umlenkte, dem die mystisch-
allegorische Erklärung bald nur mehr Beiwerk, das Praktisch-Erbauliche
Hauptgesichtspunkt wurde, wie namentlich in den Predigten über die
zehn Gebote. T a u 1 e r s Einfluss ist hiebei und in dem ruhigen, nicht
eifernden, doch nachdrücklichem und warmen Tone seiner Predigten eben
so wenig zu verkennen, als dass er über ihn hinausging. Dies auch in
einer andern Beziehung. Tauler predigte deutsch, mischte indessen,
zum mindesten anfänglich, noch viel Latein hinein, und als dieses auf-
hörte, wurde sein Ausdruck, der anfangs einfacher gewesen war, mehr
mystisch verstiegen, er schuf sich eine eigenthümliche Sprache für seine
mystischen Begriffe und Anschauungen, während Luther nicht blos die
deutsche auch als Kanzelsprache völlig und rasch herausbildete, sondern
eben so rasch den höhern gelehrten Ton verliess, den einfachen, rein
volksmässigen anschlug, sich darin festsetzte und ihn nie wieder aufgab,
alle Manier, jede Art von Kunstsprache vermied, die deutsche Sprache
schuf, nicht eine besondere für sich. Der Inhalt der Predigten Taulers
wurde hauptsächlich durch seine mystische Anschauung bestimmt, in
welcher er sich mehr und mehr befestigte. Er begab sich 1338 nach
Basel, wo die Zustände ähnlich wie in Strassburg waren, wo er mit
Heinrich von Nördlingen zusammen traf, der für einen besondern Freund
tadeln zu wollen. Ref. selbst hat immer an Planks Breite Vergnügen
gefunden und sogar an des alten Michaelis Geplauder.
Aufmerksam machen muss Ref. die Freunde deutscher Sprache und
Litteratur des späteren Mittelalters auf die Abschweifung des Verf. auf
Ta ul er, die einen ziemlichen Raum in diesem Hauptstück einnimmt.
Aus diesem eingeschobenen Stücke will Ref. eine längere Stelle ausheben,
damit die Leser der Jahrbücher sehen, wie der Verfasser die Sache ge-
fasst hat. Er sagt nämlich S. 251.
„Die Gemüther wurden in der heftigsten Spannung erhalten, es bilde-
ten sich Vereine, welche die Erhaltung des religiösen und kirchli-
chen Lebens sich zum Ziel setzten. Ein solcher war der der Gottesfreunde
aus Geistlichen und Laien bestehend. Sie waren praktische Mystiker
(dem Ref. scheint dies eine contradictio in adjecto). Ihnen schloss
Tauler sich an und gelangte bald zu einem hohen Ansehen als Predi-
ger. Er verliess in seinen Predigten die scholastische Form, sie waren
homilienartig wie die der meisten Väter, er legte den biblischen Text
mystisch allegorisch aus und fügte dann eine praktisch-erbauliche An-
wendung hinzu, wie wir es um diese Zeit und auch später noch häufig
bei Luther finden, der eben von 1515 bis 1517 rasch von dem scho-
lastischen Zuschnitt zur einfachsten Form umlenkte, dem die mystisch-
allegorische Erklärung bald nur mehr Beiwerk, das Praktisch-Erbauliche
Hauptgesichtspunkt wurde, wie namentlich in den Predigten über die
zehn Gebote. T a u 1 e r s Einfluss ist hiebei und in dem ruhigen, nicht
eifernden, doch nachdrücklichem und warmen Tone seiner Predigten eben
so wenig zu verkennen, als dass er über ihn hinausging. Dies auch in
einer andern Beziehung. Tauler predigte deutsch, mischte indessen,
zum mindesten anfänglich, noch viel Latein hinein, und als dieses auf-
hörte, wurde sein Ausdruck, der anfangs einfacher gewesen war, mehr
mystisch verstiegen, er schuf sich eine eigenthümliche Sprache für seine
mystischen Begriffe und Anschauungen, während Luther nicht blos die
deutsche auch als Kanzelsprache völlig und rasch herausbildete, sondern
eben so rasch den höhern gelehrten Ton verliess, den einfachen, rein
volksmässigen anschlug, sich darin festsetzte und ihn nie wieder aufgab,
alle Manier, jede Art von Kunstsprache vermied, die deutsche Sprache
schuf, nicht eine besondere für sich. Der Inhalt der Predigten Taulers
wurde hauptsächlich durch seine mystische Anschauung bestimmt, in
welcher er sich mehr und mehr befestigte. Er begab sich 1338 nach
Basel, wo die Zustände ähnlich wie in Strassburg waren, wo er mit
Heinrich von Nördlingen zusammen traf, der für einen besondern Freund