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Nr. 6

HEIDELBERGER

1848.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

g


5K111* Schweizerischen Gesehielits - lAteratur»

(Schluss.)
Da brachte die Ernennung Napoleons zum Oberfeldherrn in
Italien, und noch mehr der reissende Erfolg desselben plötzlich auch
einen günstigen Umschwung in die Familienverhältnisse; der Oheim wurde
innerhalb eines Jahrs £1796 April — 1797 Apr.} im Gefolge und Dienst
des von ihm vielfach geleiteten, ja, bisweilen abhängigen Neffen reich
und angesehen. Behandelte doch der letztere bei seiner kurzen Anwe-
senheit in Basel £Nov. 1797} sogar den kargen, alten Stiefgrossoheim,
den Pastetenbäcker in der Streitgasse mit besonderer Aufmerksamkeit
£S. 236}. Fortan blieb das Glück viele Jahre lang treu; Joseph
Fäsch wurde Erzbischof von Lyon oder Primas der wiederher-
gestellten Französischen Kirche {1802}, deren Pflichten er mit Würde,
Ernst und Nachdruck, neben der früh entwickelten Gemälde- und Kunst-
liebhaberei zu genügen trachtete, zeigte sich als Cardinal dem Papste
trotz des Amtes eines Grossalmoseniers von Frankreich durch Eifer
zu Gunsten des Jesuitenordens und auf andere Weise dankbar, trat end-
lich als Coadjutor des Churerzkanzlers von Dalberg als zu-
künftiger Primas von Germanien auf, wie sich die dafür erlassene
päbstliche Bulle £1806} ausdrückte £S. 265}. Dalberg und das Dom-
kapitel begnügten sich dabei nicht, den neuen Kaiser Napoleon förmlich
um die Gnade zu bitten, dass er seinem einzigen geistlichen Verwandten
jene hohe Stelle vergönnen möchte, sondern sie liessen auch in aller
Eile einen Fäschischen Stammbaum anfertigen und allerlei erdich-
tete Verdienste dieses Baslerischen Geschlechts um Kaiser und Reich aus-
posaunen £S. 264}. Fäsch blieb im Glück meistens besonnen und fest;
er trat dem ungestümen Ehrgeiz Napoleons, namentlich bei den schwe-
ren Conflicten mit dem Papst £seit 1809}, mehrmals offen entgegen
und warnte, freilich vergebens, vor Uebermuth. „Er reisst uns alle,
klagte der Kardinal immerfort, und sich selbst ins Verderben; er ist dess-
XLI. Jahrg. 1. Doppelheft.
 
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