Nr. 8.
HEIDELBERGER
1848.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Mögawr: Erdbeben»
(Schluss.)
Ueber den Antheil, welchen die Atmosphäre bei Erdbeben nimmt,
ist man noch sehr wenig unterrichtet; anhaltende Trockenheit ging im
Allgemeinen vielen Erdbeben voran. Mit den Jahreszeiten stehen die Erd-
beben in einem gewissen Zusammenhang; sie treten nämlich in den Tro-
penländern vorzugsweise um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche ein,
und dies scheint sich im Allgemeinen auch in höheren Breiten zu be-
stätigen. — Zu den auffallendsten Witterungs-Erscheinungen die bedeu-
tendere Erdbeben zu begleiten pflegen, gehört das Auftreten trockener
Nebel, ähnlich jenen, wie sie bei uns unter dem Namen Hehrrauch oder
Höherrauch bekannt sind und namentlich im verflossenen Jahre häufig
vorkamen. So bedeckte im Jahre 1783 — in welchem eines der
grössten Erdbeben, das in Calabrien stattfand — ein ungeheurer Nebel
fast gleichzeitig im Juni ganz Europa, Nordafrika, einen kleinen Theil von
Asien und Nordamerika. Auch bei den Erdbeben von Cumana und Lis-
sabon wurden Nebel beobachtet. A. v. Humboldt warnt indess mit
Recht, derartige Nebel als Vorboten von Erdbeben anzusehen.
Electrische Phänomene, Sternschnuppen, Feuerkugeln werden nicht
selten bei Erdbeben beobachtet. Sie sind wohl nichts andres, als starke
elektrische Entladungen zwischen der Atmosphäre und dem Erdboden;
dass in letzterem namentlich ein hoher Grad electrischer Spannung erzeugt
werden müsse, wird schon durch die ungeheuere Reibung, welche einzelne
Theile der von Erdbeben afficirten festen Rinde erleiden, bedingt. Flammen-
und Gas-Ausbrüche hat man auch in vielen Gegenden bei Erdbeben beob-
achtet, wie in Syrien, Cumana und Calabrien.
Ueber die Ursachen der Erdbeben und der mit ihnen im Zusammen-
hang stehenden vulkanischen Ausbrüche theilt der Verf. gleichfalls seine
Ansichten mit, und bemerkt unter andern: die durch vulkanische Thätigkeit
im Innern der Erde erzeugten Erdbeben haben immer eine grössere Aus-
breitung und je grösser diese ist, desto heftiger erscheinen darauf vul-
kanische Ausbrüche. Erdbeben sind gewissermassen das Bestreben der
XLI. Jahrg. 1. Doppelheft. 8
HEIDELBERGER
1848.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Mögawr: Erdbeben»
(Schluss.)
Ueber den Antheil, welchen die Atmosphäre bei Erdbeben nimmt,
ist man noch sehr wenig unterrichtet; anhaltende Trockenheit ging im
Allgemeinen vielen Erdbeben voran. Mit den Jahreszeiten stehen die Erd-
beben in einem gewissen Zusammenhang; sie treten nämlich in den Tro-
penländern vorzugsweise um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche ein,
und dies scheint sich im Allgemeinen auch in höheren Breiten zu be-
stätigen. — Zu den auffallendsten Witterungs-Erscheinungen die bedeu-
tendere Erdbeben zu begleiten pflegen, gehört das Auftreten trockener
Nebel, ähnlich jenen, wie sie bei uns unter dem Namen Hehrrauch oder
Höherrauch bekannt sind und namentlich im verflossenen Jahre häufig
vorkamen. So bedeckte im Jahre 1783 — in welchem eines der
grössten Erdbeben, das in Calabrien stattfand — ein ungeheurer Nebel
fast gleichzeitig im Juni ganz Europa, Nordafrika, einen kleinen Theil von
Asien und Nordamerika. Auch bei den Erdbeben von Cumana und Lis-
sabon wurden Nebel beobachtet. A. v. Humboldt warnt indess mit
Recht, derartige Nebel als Vorboten von Erdbeben anzusehen.
Electrische Phänomene, Sternschnuppen, Feuerkugeln werden nicht
selten bei Erdbeben beobachtet. Sie sind wohl nichts andres, als starke
elektrische Entladungen zwischen der Atmosphäre und dem Erdboden;
dass in letzterem namentlich ein hoher Grad electrischer Spannung erzeugt
werden müsse, wird schon durch die ungeheuere Reibung, welche einzelne
Theile der von Erdbeben afficirten festen Rinde erleiden, bedingt. Flammen-
und Gas-Ausbrüche hat man auch in vielen Gegenden bei Erdbeben beob-
achtet, wie in Syrien, Cumana und Calabrien.
Ueber die Ursachen der Erdbeben und der mit ihnen im Zusammen-
hang stehenden vulkanischen Ausbrüche theilt der Verf. gleichfalls seine
Ansichten mit, und bemerkt unter andern: die durch vulkanische Thätigkeit
im Innern der Erde erzeugten Erdbeben haben immer eine grössere Aus-
breitung und je grösser diese ist, desto heftiger erscheinen darauf vul-
kanische Ausbrüche. Erdbeben sind gewissermassen das Bestreben der
XLI. Jahrg. 1. Doppelheft. 8