Nr. 1. HEIDELBERGER 1348.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Luthers Leben von Karl Jürgens. Erste Abtheilung, Luther von seiner
Geburt bis zum Ablassstreit 1483—1517, oder: Luther von seiner
Geburt bis zum Ablassstreit 1483 —1519 von Karl Jürgens
3r Band. Leipzig, 1847. F. A. Brockhaus 696. S. 8.
Die beiden ersten Theile dieses schätzbaren, nützlichen und gelehr-
ten Werkes hat der Unterzeichnete in diesen Jahrbüchern ausführlich
angezeigt, er hält es daher für Pflicht auch diesen dritten Band kurz
anzuzeigen, der die erste Abtheilung des ganzen Werks schliesst. Ref.
wünscht aufrichtig, dass es bis zu Luthers Tode möge fortgeführt wer-
den; obgleich er einsieht, dass dies, in der bisherigen Ausführlichkeit
nicht möglich seyn wird. Er nimmt indessen das, was bis dahin gegeben
worden, mit Dankbarkeit an.
Den Anfang des neuen Bandes macht S. 1. — 75. ein Abschnitt
über Luthers Wirksamkeit als Ordensvicarius. Von S. 75—124 folgt
ein Haupstück über seine Predigten in dieser Periode. Das dritte Haupt-
stück bis S. 223 handelt von den Predigten über die zehn Gebote. Man
sieht aus der blossen Anzeige, dass diese Hauptstücke weder einen Aus-
zug, noeh einzelne Anführungen, noch eine Kritik vertragen. Der Ver-
fasser w ill den Entwickelungsgang Luthers Schritt vor Schritt nachweissen,
er hat ganz populär geschrieben; man muss also Alles lesen, und ein-
zelne aus dem Zusammenhänge gerissene Stellen würden eher Missver-
ständnisse veranlassen, als eine richtige Vorstellung vom Zwecke des Ver-
fassers geben. Im Ganzen hat er mit grosser Sorgfalt sowohl in der
Art, w ie Luther als Vorsteher von Mönchen wirkte, als in den Predigten,
die er als Mönch hielt, die Punkte angedeutet, welche entweder Anfänge
seiner späteren Wirksamkeit sind, oder mit seiner spätem Wirksamkeit
contrastiren. Gegen blosse Werkheiligkeit eifert Luther schon in diesen
Mönchspredigten, der Verehrung der Jungfrau Maria weiss er aber eine
Seite abzugewinnen. Das folgende vierte Hauptstück, Gelehrtenthä-
tigkeit Luthers bis September 1517 scheint dem Ref., wie
sehr Vieles Andere in dem Buche zu breit, zu gemüthlich plauderhaft.
Dies ist aber eine Manier ganzer Classen von Schriftstellern, also wohl
ein Bedürfniss der Zeit. Ref. ist daher weit entfernt den Verfasser
XLI. Jahrg. 1. Doppelheft. 1
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Luthers Leben von Karl Jürgens. Erste Abtheilung, Luther von seiner
Geburt bis zum Ablassstreit 1483—1517, oder: Luther von seiner
Geburt bis zum Ablassstreit 1483 —1519 von Karl Jürgens
3r Band. Leipzig, 1847. F. A. Brockhaus 696. S. 8.
Die beiden ersten Theile dieses schätzbaren, nützlichen und gelehr-
ten Werkes hat der Unterzeichnete in diesen Jahrbüchern ausführlich
angezeigt, er hält es daher für Pflicht auch diesen dritten Band kurz
anzuzeigen, der die erste Abtheilung des ganzen Werks schliesst. Ref.
wünscht aufrichtig, dass es bis zu Luthers Tode möge fortgeführt wer-
den; obgleich er einsieht, dass dies, in der bisherigen Ausführlichkeit
nicht möglich seyn wird. Er nimmt indessen das, was bis dahin gegeben
worden, mit Dankbarkeit an.
Den Anfang des neuen Bandes macht S. 1. — 75. ein Abschnitt
über Luthers Wirksamkeit als Ordensvicarius. Von S. 75—124 folgt
ein Haupstück über seine Predigten in dieser Periode. Das dritte Haupt-
stück bis S. 223 handelt von den Predigten über die zehn Gebote. Man
sieht aus der blossen Anzeige, dass diese Hauptstücke weder einen Aus-
zug, noeh einzelne Anführungen, noch eine Kritik vertragen. Der Ver-
fasser w ill den Entwickelungsgang Luthers Schritt vor Schritt nachweissen,
er hat ganz populär geschrieben; man muss also Alles lesen, und ein-
zelne aus dem Zusammenhänge gerissene Stellen würden eher Missver-
ständnisse veranlassen, als eine richtige Vorstellung vom Zwecke des Ver-
fassers geben. Im Ganzen hat er mit grosser Sorgfalt sowohl in der
Art, w ie Luther als Vorsteher von Mönchen wirkte, als in den Predigten,
die er als Mönch hielt, die Punkte angedeutet, welche entweder Anfänge
seiner späteren Wirksamkeit sind, oder mit seiner spätem Wirksamkeit
contrastiren. Gegen blosse Werkheiligkeit eifert Luther schon in diesen
Mönchspredigten, der Verehrung der Jungfrau Maria weiss er aber eine
Seite abzugewinnen. Das folgende vierte Hauptstück, Gelehrtenthä-
tigkeit Luthers bis September 1517 scheint dem Ref., wie
sehr Vieles Andere in dem Buche zu breit, zu gemüthlich plauderhaft.
Dies ist aber eine Manier ganzer Classen von Schriftstellern, also wohl
ein Bedürfniss der Zeit. Ref. ist daher weit entfernt den Verfasser
XLI. Jahrg. 1. Doppelheft. 1