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Br. 40. HEIDELBERGER 1848.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kurze Anzeigen.

(Schluss.)
Die vorliegende Vertheidigungsschrift des Hrn. Libri zeigt nun, wie es
mit dem wider ibn erhobenen Verdacht überhaupt bestellt ist: sie deckt uns
zugleich eine andere Corruption auf, die am Ende ebenso verächtlich erscheint,
als die, welche auf den Verf. der Schrift geworfen war. Vorerst lässt sich nicht
verkennnn, wie politischer Hass, vielleicht auch persönlicher Neid und Missgunst
vielfach ihren Antheil an dem so erregten Scandal haben, das einen politischen
Gegner, einen Hauptanhänger des gestürzten Systems, einen von diesem in Stel-
len und äussern Vortheilen begünstigten Gelehrten der öffentlichen Verachtung
preisgeben und dadurch moralisch auf immer zernichten sollte. Hr. Libri, ein
Italiener von Geburt, war, wie er selbst p. 61 versichert, Mitglied des Instituts,
Professor am College de France und an der Faculte des Sciences, Mitglied des
Bureau des Journal des Savans, Secretär der Commission der Manuscripte, mit
einem aus diesen verschiedenen Stellen fliessenden festen Gehalt von dreizehn
tausend fünf hundert Franken und freier Wohnung; seine gelehrten Arbeiten
im Journal des Savans, in der Revue des deux mondes und im Journal des De-
bats trugen ihm ebenfalls die runde Summe von zehn tausend Franken jährlich
ein! Er stand mit Hrn. Guizot und dessen Ministerium in einem näheren Ver-
hältniss, er war wohl auch, wie sich denken lässt, von diesem zu manchen po-
litischen und andern Geschäften verwendet worden, worüber vielleicht die per-
sönlichen wie die politischen Gegner des Hrn. Libri bessere Auskunft geben
können. Einer dieser Gegner, mit welchem Hr. Libri schon seit zwölf Jahren
einen steten Kampf im Institut wie in den Journalen geführt, war Hr. Arago,
eines der Häupter der neuen durch die Februarrevolution aufgekommenen, re-
publikanischen Regierung! Schon vor dem Ausbruch dieser Revolution war in
den verschiedenen Oppositionsjournalen, zumal den republikanischen, Hr. Libri
vielfach und auf’s Heftigste angegriffen worden; man wollte ihn, wie er be-
hauptet, der ganzen Rache der republikanischen Partei preisgeben! Er konnte
sich daher auch nach dem Ausbruch der Revolution in Paris nicht mehr sicher
fühlen: gewarnt durch verschiedene Eröffnungen, worüber er S. 211 das Nä-
here angibt, verliess er alsbald die Stadt Paris, in London ein Asyl suchend.
Und von hier aus erhalten wir nun die oben angezeigte Schrift, die äusser dem,
was im Allgemeinen über die persönlichen Verhältnisse des Verf. und seine po-
litische Stellung darin enthalten ist, zunächst eine Widerlegung des oben er-
wähnten Rapports enthält, welcher die Anklage wider den Verfasser begründen
sollte, und zwar hält sich diese Widerlegung nicht im Allgemeinen, sondern sie
nimmt Punkt vor Punkt vor in der Art und Weise, dass der nach einzelnen
XLI. Jahrg. 4. Doppelheft. 40
 
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