Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kurze Anzeigen.

623

Beweis finden wollen, dass die Oden des Horatius im Mittelalter so gut wie
in der alten classischen Zeit gesungen worden, und dass aus dieser im Mittel-
alter fortgesetzten Uebung des Singens solcher Reste der classischen Zeit eben
auch die ursprüngliche Sitte des musikalischen Vortrags solcher Oden sich er-
weisen lasse. Wir stehen hier freilich auf einem Felde, das noch mancher Auf-
hellung und Aufklärung bedarf, insbesondere was das Verhältniss der mit der
neuen Hymnenpoesie auch erblühenden neuen Musik zur älteren Musik der heid-
nischen, zumal römischen Welt betrifft; wir werden eben darum auch dankbar
alle die Untersuchungen anzunehmen haben, wie sie von Männern, wie Nisard
(s. auch dessen Etudes sur les ancienncs notations musicales de l’Europe in der
Revue archeologique V. p. 701 ff. VI, p. 104ff. 460ff. und dagegen Vitet im
Journal des Savans 1851. Novemb. 1S52. Janv. p. 28ff.), Coussemaker, Felis,
Vincent und Andern auf diesem so dunkeln und schwierigen Felde angestellt
worden sind. So findet sich, was als Beleg des Gesagten gelten mag, in einer
St. Gallenschen Handschrift, angeblich des XII. Jahrhunderts, hinter der Thebais
des Statius eine Klage des Oedipus (Planctus Edipi) in Strophen von vier acht-
silbigen Versen mit gleichen Ausgängen, wo die ersten Verse ebenfalls mit mu-
sikalischen Noten versehen sind (s. Ozanam Documents inedits p. 25), und so
dürften sich noch manche ähnliche Beispiele aus jener Zeit auffinden lassen,
wenn man weitere Nachforschungen anstellen will. Clll*. Stalar.

Die Adoni sklag e und das Linoslied von Dr. Heinrich B rüg sch. Mit
einer lithographirten Tafel. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. 1852.
33 S. in gr, 8.
Der in diesem Vortrag behandelte Gegenstand ist in der neuesten Zeit mehr-
fach und von verschiedenen Seiten aus zur Sprache gebracht worden; der Verf.
legt uns die Ergebnisse dieser Forschung im Wesentlichen vor, jedoch nicht ohne
seinem anziehenden, für ein grösseres Publikum bestimmten Vortrag auch man-
ches Neue und Eigene aus dem Bereiche seiner Studien beizufügen, worauf wir
hier zunächst aufmerksam machen wollen. Er schildert uns zuerst die verschie-
denen Adonisfeste des Orients, geht dann auf die ägyptische Sage von Osiris
und Isis über, zeigt wie sie der phönicischen entspricht, da wir in Osiris nur
den Adonis, in der Isis leicht die Astarle-Aphrodite wieder finden, und schliesst
die Darstellung der Adonismythe, deren Mittelpunkt er in dem phönicischen
Stamm der vorder-asiatischen Völkerfamilie findet, mit folgender Erklärung des
ihr zu Grunde liegenden Sinns und ihrer Bedeutung: „Adonis“, so lesen wir
S. 15, „ist die personificirte vegetabilische Natur und ihr Urgrund, ohne welchen
Wachsthum und Gedeihen undenkbar sind: die Sonne und zwar die Sonne in
dem nördlichen Zeichen des Thierkreises. Das Verschwinden der Vegetation
mit dem Eintritt der winterlichen Sonne ist der Tod des Adonis, er lebt nun
in der Urwelt fort und wie Proserpina, so weilt er die Hälfte des Jahres beim
Pluto, um die andere Hälfte auf der Oberwelt in süsser Liebe mit der Kypris,
der Astarte oder Isis, d. i. der Erde, zuzubringen.“ Die Gemeinschaft dieses
Einen Ursprungs tritt, so wird dann weiter bemerkt, insbesondere in dem
Klagliede hervor, das bei dem Theil des Festes, der der Klage gewidmet war,
abgesungen ward; es kommt dann die berühmte Stelle des Herodotus II, 79,
 
Annotationen