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Nr. 47. HEIDELBERGER 1852.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Hottinger: Haws Oorarad ffigclaes? der Idsillio
(Schluss.)
In einem eben so gründlichen als klaren und anschaulich geschrie-
benen Abschnitt entwickelt der Verfasser den oft wirren Knäuel der Par-
teien und ihrer Bestrebungen (S. 110 — 189}; Alles ist dabei so geord-
net, dass man den Gang des Ganzen stets verfolgen kann und dennoch
die Hauptpersönlichkeit des Buchs, obschon sie selten entscheidet und
meistens fruchtlos für das Edle und Zweckmässige kämpft, nie aus den
Augen verliert. Escher nämlich bewahrte ohne Schwäche und Lauheit
die starke, gerechte Mitte zwischen den starren, grundsätzlichen Uni-
tariern und den zerfliessenden, mehr oder weniger dem Kantonalprincip
zusteuernden Föderalisten; er suchte im besten Wortverstande un-
abhängig, ein Independent, zu bleiben; sein trefflicher, geistvol-
ler und gelehrter Freund Usteri hält dagegen strenge zu den Prin-
zipien der Einheit und sucht den kalten Begriff derselben, wie er in
der Constitution niedergelegt ist, auf dem Wege der Oeffentlichkeit, ver-
mehrter Zeitschriften, verbesserter Schulen bis zu den untersten Klassen
herabzuführen. Der Naturkundige und praktische Menschenkenner stand
seinerseits eigentlich zu keiner Partei, zu keinem System; vom Adel der
Gesinnung, von unmittelbarer That mehr erwartend als von der Doctrin,
unterstützte er, was aus sittlichem Gefühl, aus achter Vaterlandsliebe her-
vorging ohne Rücksicht auf die Parteien, verharrte ruhig über den Lei-
denschaften der Parteien wie dem Alltagsleben und flüchtete, „wenn er
nirgends mehr sich verstanden sah, auf die Höhe der Berge und schöpfte
neuen Muth aus der Betrachtung der Natur und ihrer Grösse“ (S. 116}.
— Man sieht, für einen solchen Mann taugten nicht Agitation und Re-
volution, der Friede und die geordnete Lebensströmung bildeten sein Ele-
ment. Diess zeigte sich während der Mediationsepoche (Abschnitte}
welche Escher im unabhängigen, aber äusserst thätigen Privatleben zu-
brachte. Studien und häufige Alpenreisen füllten einen Theil der Musse
aus; auf den erstem verfolgte er bisweilen nicht nur geognostische, son-
dern auch historische Zwecke, z. B. den mit Recht bewunderten Alpen-
übergang Souwarows. „Der Marsch bleibt, heisst es im Tagebuch (S. 194},
eines der merkwürdigsten Ereignisse im Revolutionskriege. Als Bona-
XLY. Jahrg, 5, Doppelheft. 47
 
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