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Das Nibelungenlied, v. A. Holtzmann.

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Exemplar der Lassberg’schen Ausgabe, in welchem mit der gröss-
ten Sorgfalt bis auf die unbedeutendsten Kleinigkeiten die Verglei-
chung der Handschrift eingetragen ist. Obgleich der Abdruck bei Lass-
berg sorgfältig ist, so ergab doch diese Vergleichung manche wich-
tige Belehrung, wie aus der Einleitung meiner Ausgabe und aus
den Lesarten zu ersehen ist. Ich hebe besonders hervor, dass 853,
3 das Wort wortherte, das schon zu einigen Verhandlungen Ver-
anlassung gegeben hat, nicht von alter Hand, sondern auf einer
verwischten Stelle von neuerer Hand, wahrscheinlich von Bodmer
geschrieben ist, und also keinen Werth hat. Ebenso ist 854, 2 die
von den Gegnern des Textes C mir entgegengehaltene Lesart: ir
sult mich ez län verstän, die deutlich schlechter ist als die ge-
meine : ir sult noch stille stan, von derselben jiingern Hand einge-
schrieben. Ebenso steht 1839, 4 nicht enchunder, das zu Tadel
Veranlassung gab, sondern ganz richtig enchunde.
Ich benutze die Gelegenheit, um nachträglich einen andern
Fehler Lassberg’s, der sich, ich weiss nicht wie, leider in meine
Ausgabe eingeschlichen hat, zu verbessern. 2087, 1 steht bei Lass-
berg nach ritterlicher sit; es ist diess die einzige Stelle des Ge-
dichts, wo sit als femininum vorkommt. Im Codex steht aber rit-
terliche, also ritterlichem.; Lassberg hat, wie öfters, die Abbreviatur
falsch aufgelöst; a liest ritterlichen siten.
Ich habe sodann, durch die unermüdliche Güte meines edeln
Freundes, des Herrn von Löffelholz, die vollständige Vergleichung
der Handschrift a benutzen können. Der Text hat dadurch wesent-
lich gewonnen. Diess läugnet Herr Zarncke, und er muss es läug-
nen, wenn er nicht zugestehen will, dass er voreilig seine kleine
Ausgabe hinausgesandt hat. Nach ihm hat a neben C absolut kei-
nen Werth. Ich habe behauptet und behaupte noch, dass a die
späte, schlechte Abschrift einer sehr werthvollen Handschrift sei,
die zwar mit C sehr nahe verwandt, aber doch in vielen Punkten
vorzüglicher als diese, und wahrscheinlich die unmittelbare Vorlage
oder doch eine Schwester derselben war. Herr Zarncke hatte früher,
ehe er den Text von a kannte, behauptet, sie sei eine Abschrift
von C und habe also durchaus keinen Werth neben C. Jetzt muss
er zugeben, dass a wenigstens nicht unmittelbar aus C geflossen
sei; er nimmt Zwischenglieder an, und lässt die Schreiber Ergän-
zungen und Besserungen machen. Richtig ist, dass der oder die
Schreiber von a sehr oft völligen Unsinn zu Stand gebracht und
Reim und Vers zerstört haben. Wenn nun aber nichts destoweni-
ger a oft gegen C mit N übereinstimmt, wenn oft in a das in G
gestörte Metrum hergestellt wird, so haben das offenbar nicht die
Schreiber gethan, sondern sie müssen es in ihrer Vorlage gefunden
haben. Solche Beispiele führt Zarncke selbst an; und sie sind völ-
lig genügend um Jeden zu überzeugen, dass die Vorlage von a
nicht eine Tochter von C war. Ich will hier noch einige Beispiele
ausheben. Die Fälle, wo a gegen C die richtige Lesart von N be-
 
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