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Picchioni: Del senso allegorico della Divina Commedia. 831
grade auf diesen logischen Grund besondere Rücksicht genommen
werden sollen.
Die Deutung der drei Thiere verdient nach Ansicht des Ref.
eine grössere Ausführlichkeit und mehr Belege des Zusammenhangs
und der Bezüglichkeit zu der ganzen Anordnung des Gedichts, be-
sonders mit der oben angegebenen Grundidee desselben. Der Verf.
vertheidigt die ältere Erklärung, wonach die drei Thiere, Löwe,
Panther und Wölfin, die drei Hauptlaster entweder des ganzen Men-
schengeschlechts oder Dante’s bedeuten, Hochmuth, Wollust und
Habsucht. Für die Wölfin als Symbol der Habsucht sind die be-
kannten Belege aus dem Gedicht zusammengestellt. Dass Dante
der Liebe sehr ergeben war, ist in dem ersten Kapitel des Anhangs
nachgewiesen. Allein wir sehen nicht den Beweis der Nothwendig-
keit dieser Deutung der drei Thiere als Repräsentanten von drei
Lastern zur Erklärung des ganzen Inhalts des Gedichts. Es scheint
schon einmal Ref. zu wenig Gewicht auf die drei symbolischen
Thiere gelegt zu sein, wenn es hier heisst, es sei für die Erklärung
der Allegorien gleichgültig, ob die Thiere die angegebenen oder
andere Laster bedeuten, und es genüge zu sagen, dass, wenn die
Wölfin ein Laster bedeute, die beiden andern Thiere zwei andere
Laster darstellen müssten. Zweitens ist es allerdings ein höchst
schwieriges Unternehmen, bei der Erklärung einzelner Allegorien
den Zusammenhang mit dem ganzen Plan des Gedichts und mit
allen übrigen zu wahren, was auch der Grund ist, dass bis jetzt
eine ganz genügende Erklärung der Div. Commedia nicht gelungen
ist. Es wirft sich zum Beispiel unter Anderm hier die Frage auf,
ob es wohl anzunehmen ist, dass Dante in dem Augenblick, wo er
selbst von den drei Hauptlastern so überwältigt war, dass sie ihn
in die Tiefe zurückwarfen, von der dreieinigen Gnade zu dem hohen
Beruf eingeweiht worden sei, der übrigen sündigen Welt den Weg
zur Glückseligkeit zu zeigen.
Virgil bedeutet nach dem Verf. die erste Regung (moto} des
von der Gnade berührten allegorischen Dante zur Tugend, unter
der Begleitung der Vernunft und noch ohne Mitwirkung des Glau-
bens. Virgil ist auch die menschliche Vernunft, die, wenn nicht
ganz von den lasterhaften Leidenschaften verfinstert, immer noch
das Recht und Unrecht, Gut und Böse unterscheiden kann. Mit
dieser Begleitung lernt Dante in der Hölle die Laster kennen und
verabscheuen, im Purgatorium lernt er von der erleuchtenden Gnade
die Mittel seine Sünden abzuwaschen, und im irdischen Paradies er-
fährt er von der vollendenden Gnade die geoffenbarte Lehre und wird
in den Himmel eingeführt. Der Verf. ist der festen Ueberzeugung,
dass diese Deutung die einzige haltbare ist, die mit dem Plan des
Gedichts, mit allen Episoden in den drei Gesängen, mit allen An-
spielungen und Unterredungen im innern Zusammenhang steht. Da
aber schon manche gegentheilige Meinungen mit grosser Ausführ-
lichkeit und einer Masse von Beweisen sich geltend zu machen ge-
 
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