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832 Picchioni: Del senso allegorico della Divina Commedia.
sucht haben, so wäre vielleicht bei der grossen Wichtigkeit gerade
dieses Theils der Untersuchung ein näheres Eingehen des Verf.
wünschenswert!! gewesen.
Die zweite Vorlesung beschäftigt sich zuerst mit den politischen,
besonders Partheiansichten Dante’s, und sucht zu beweisen, dass
Dante nie seine Ansichten geändert und sowohl in dem Gedicht als
auch in seinen philosophischen Schriften sich immer als gemässigten
philosophischen Welfen gezeigt habe. Dies wird aus vielen Stellen
der Div. Commedia und den damit übereinstimmenden Sätzen des
vierten Traktats des Convito nachgewiesen, dessen Abfassung der
Verf. vor 1300 setzt. Der ganze Streit über die politischen Ge-
sinnungen Dante’s, der allerdings viele Commentatoren stark be-
schäftigt, scheint Ref. sehr unerheblich zur wahren Erklärung des
Gedichts. Der Kaiser, den Dante als Herrscher über die ganze Welt
setzen wollte, sollte sowohl über Republiken als Monarchien herrschen.
Die Politik Dante’s führt den Verf. auch auf den Cangrande
von Verona. Seine Meinung geht dahin, dass dieser durchaus nicht
unter dem Veltro im ersten Gesang des Inferno gemeint sein könne.
Er beweist aus den Chroniken jener Zeit, dass Cane eigentlich sehr
welfisch gesinnt war, und dass ihm die grossen Eigenschaften in
jener Prophezeiung gar nicht zukamen. Kürzer gefasst, konnte
allerdings der Veltro nicht eine damals lebende Person sein, wenn
nach dem Verf. die Thiere, die er verjagen sollte, abstrakte Laster
vorstellen. Der Verf. bringt diesen Veltro und die Prophezeiung
über ihn, gewiss ganz richtig, mit der sichern Aussage der Beatrice
im 33. Gesang des Purgatorio in Verbindung, dass bald der Fünf-
hundert zehn-und-fünfer (der bekannte DVX) erscheine, der die
Kirche reinigen und die Welt retten werde. Dieser Retter soll
nach der dortigen Prophezeiung die Fuja (Diebin) tödten, welche
den Platz der Beatrice auf dem Triumpfwagen der Kirche wegge-
nommen hat und nun mit dem Riesen buhlt. Da Beatrice die wahre
geoffenbarte Lehre bedeutet, so müsste die Diebin die falsche Lehre
bedeuten, die die Priester zu ihrem Vortheil und zum Verderben
der Kirche erfunden hätten. Der Riese, der mit dieser falschen
Lehre buhlte, wäre die weltliche Herrschaft, die die Päpste sich an-
gemasst hätten. Von beiden Verderben, der falschen Lehre und der
weltlichen Herrschaft der Päpste mit ihrem Gefolge von Habgier
und Anmassung solle also die Kirche bald gereinigt werden durch
den hier von Beatrice bezeichneten DVX oder den von Virgil ge-
nannten Veltro, welche beide dieselbe Person bedeuteten. Der Verf.
hat hier die Meinung des Ref. widerlegt und dargethan, dass ein
solcher Retter durchaus kein Kaiser sein könne, da ein solcher im
Innern der Kirche keine Macht habe und auch dem Rang nach un-
ter dem Papst stehe.

(Schluss folgt.)
 
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