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Klein: Mainz und seine Umgebungen.

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durch sein System zum vollständigen Abschluss gebracht zu haben sich rühmte,
so bemächtigte sich seiner Anhänger ein übermüthiger Dünkel, der sie mit
Verachtung auf alle ausserhalb der Schule liegenden Bestrebungen blicken
liess. Der Verfasser schildert dann weiter diesen Dünkel in seinen für die
Wissenschaft und deren Pflege so verderblichen Folgen, er zeigt uns dann, wie
diese so verderbliche Philosophie doch glücklicherweise den Keim ihrer Auf-
lösung in sich selbst trug, insofern bald diejenigen nicht ausblieben, die
sieb desselben Formalismus bedienten, um aus den ersten Grundsätzen dieser
Philosophie die ganz entgegengesetzten Resultate abzuleiten , und die absolu-
tistisch conservative frühere Richtung der Lehre in eine rein revolutionäre,
ihren angeblichen Dogmatismus in Atheismus und Nihilismus umzuwandeln,
und so zur Auflösung alles Bestehenden zu führen, und in der Erreichung
dieser Zwecke selbst mit gemeinem Communismus und Socialismus zusammen-
zutreffen. So hat freilich diese ganze, eine Zeitlang sogar doininirende Rich-
tung der Philosophie nur den nachtheiligsten Einfluss a.uf Wissenschaft und
Poesie geäussert, am meisten aber der Philosophie selbst geschadet und sie
in Misscredit gebracht. Wer diese ganze Periode der Hegel’schen Philosophie,
wie Ref., mit durchlebt hat, der kann sich nur freuen über die wahre und
durchaus gerechte Würdigung, welche diese Philosophie bei unserem Verfasser
gefunden hat. Was den Inhalt im Einzelnen betrifft, so macht auch hier die
lyrische Poesie den Anfang: der gewaltige Aufschwung, den dieselbe während
dieser Periode genommen, die reiche Entwickelung, welche dieselbe in ihren
verschiedenen Zweigen und Richtungen gefunden hat, und der Gang dieser
Entwickelung wird auch hier in einer Einleitung dargelegt, deren grösserer
Umfang (S. 29—-48 incl.) durch die Bedeutung des Gegenstandes hinreichend
gerechtfertigt erscheint. Die Darstellung des Einzelnen wird mit Herder be-
gonnen, dann folgt Mathias Claudius, Bürger u. A.; vor Allem aber müssen
wir auf die den beiden grössesten Dichtern Deutschlands, Göthe (S. 88 ff.)
und Schiller (S. 109 ff.) gewidmeten Abschnitte verweisen, an welche dann
Matthisson, Salis, Hölderlin, Tiedge, Aug. Wilh. Schlegel, Tieck, von Hardenberg,
Clemens Brentano u. A. sich anreihen bis auf Rückert, Platen u. A. S. 261 ff.
folgt im zweiten Abschnitt die didaktische, S. 292 ff. im dritten die epische
Poesie, von welcher äusser der Einleitung erst der Anfang gegeben ist. —
Den Wunsch einer baldigen Fortsetzung und Vollendung des den Herausge-
ber und den Verleger gleich ehrenden Unternehmens könnenwir am Schlüsse
unserer Anzeige nur wiederholen.

Mainz und seine Umgebungen. Geschildert von K. Klein. Mainz, Verlag der
Le Rouxschen Hofbuchhandlung 1857. VIII und 183 S. in 8.
Auch ohne die traurige Veranlassung, die in der letzten Zeit die Blicke
Aller gen Mainz gerichtet hat, würden wir dieser Beschreibung der altrheini-
schen Stadt zu gedenken haben, da sie von einem Manne verfasst ist, der
durch seine genaue Kenntniss Alles dessen, was die Geschicke dieser, seiner
heimathlichen Stadt, betrifft, vorzugsweise berufen war, eine solche Darsteh
 
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