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Nr. 34. HEIDELBERGER 1858.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Inscriptiones terrae coctae vasorum intra Alpes Tissam Tamesin
repertas conlegit Guilelmus Fr o ebner. Gottingae sumptus
fecit Dieterich, a. MDCCCLVII1. XXX u. 86.
Die allmählige Sammlung der zahlreichen Töpfernamen auf rö-
mischen Thongefässen kann gewiss nur als ein um so verdienstli-
cheres Unternehmen bezeichnet werden, je zerstreuter, umfangreicher
und entlegener in den meisten Fällen die betreffende Quellenliteratur
ist, welche den Stoff zu einer Arbeit vermittelt, die, ihrer Natur
nach mühsam und unerquicklich, in ihrem Endresultate nur eine
trockene Aufzählung von Namen bietet, deren Lesung zudem oft so
unsicher, abweichend und schwankend, wenn nicht unmöglich ist,
dass nicht einmal ein kritisch feststehendes sprachliches Material
daraus gewonnen werden kann. Der lohnende Erfolg, welcher meL
stens ein wiederholtes und fortgesetztes Studium schwer entziffer-
barer inschriftlicher Denkmäler anderer Art durch ein erkleckliches
Resultat zu krönen pflegt, fehlt hier fast ganz und der Verfasser
durfte nicht blos p. X und XVI für die in den Museen zu Leyden
und Wiesbaden aufbewahrten Töpferstempel die Nothwendigkeit einer
wiederholten und sorgsamen Prüfung aussprechen, sondern wird
selbst während der Arbeit mehr und mehr gefühlt haben, dass weit-
aus die grössere Mehrzahl dieser Stempel nur nach fortgesetztem
Studium und aufmerksamer, steter Vergleichung, jener unerlässlichen
Vorbedingung guter Erfolge auf dem ganzen Gebiete der Epigra-
phik, einer richtigen Lesung zugeführt werden kann. Die Ver»
wechselung einzelner Buchstaben und Züge, die mannigfachen Ab-
breviaturen und Ligaturen der Schrift werden von den örtlich oft so
weit getrennten Forschern meist so abweichend gelesen und gedeu-
tet, dass eine Menge von Namens-Varietäten vorliegen, welche sieb,
öfter auf eine weit geringere Anzahl zurückbringen lassen. Alles
dieses bat Hr. F. wohl gefühlt, und S. V in einer Weise ausge-
sprochen, dass man sieht, wie nahe daran er war, die ganze müh-
selige und undankbare Arbeit aufzugeben und wie wenig selbst das
mühsam Geleistete im Verhältniss zu dem steht, was noch zu thun
übrig ist. Resignirt er sich zuletzt bescheidentlich dahin „at
qualecunque est, ad vestrum aliquem tarnen fructum hae plagulae
redundabunt“, so würde dadurch das unbestreitbare Verdienst dieses
Erstlingsversuches nur noch mehr anzuerkennen sein, wenn nicht
Hr. F. weiterhin durch mehrfache ganz unbegründete und voreilige
Urtheile und Aussprüche, die man nur seinem jugendlichen Sinne
zu gut halten muss, den guten Eindruck verwischte, den jene Tugend
LI. Jahrg. 1, Heft. 34
 
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