Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 58. HEIDELBERGER 1858-
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen, des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
(Schluss.)
Geht man die in der Literatur erwähnten Fälle von Thrombus-
bildung in den Gehirnsinus durch, so findet man dieselbe unter fol-
genden Umständen häufiger erwähnt:
1) Bei cariösen Processen in den Schädelknochen,
namentlich Thrombose der Sinus transversus bei caries des Felsen-
beins, eine Thatsache, die namentlich Lebert neuerdings hervorge-
hoben hat. Die anatomischen Veränderungen sind meist denen ana-
log, die man sonst bei eitriger Phlebitis vorfindet. Auch bei son-
stigen jauchigen oder eitrigen Entzündungen in der Nähe der Sinus
findet man zuweilen ähnliche Erkrankungen derselben.
2) Bei traumatischen Verletzungen der Schädel-
knochen, indem entweder zunächst caries derselben entsteht, oder
indem Gerinnungen in den Venen der Diploe, durch den Contact mit
der Luft bedingt, sich auf die Sinus fortsetzen.
3) Bei Verengerung der Sinus in Folge von Geschwül-
sten und pachionischen Granulationen in ihrer Nähe, oder durch Ein-
dringen von fremden Körpern, wie z. B. Knochensplitter.
4) Bei allgemein schwächend wirkendenÜrsachen
(jnarantiche Thrombose), so im Puerperium, nach grossen Blutver-
lusten, in Folge von akutem Marasmus nach Typhus etc., oder durch
chronische Cachexien, wie Krebs, Tuberkulose etc., Vorgänge, durch
welche es in andern Theilen des Venensystems ebenfalls leicht zur
Thrombusbildung kömmt. Endlich ist in dem kindlichen Alter, wie
aus den Beobachtungen von Rilliet nnd Barthez hervorgeht, die Si-
nusthrombose wie es scheint besonders häufig. In neuester Zeit hat
Dr. Gerhard in der deutschen Klinik mehrere Fälle von Sinus-
thrombose bei Kindern im lten Viertheil des ersten Lebensjahrs mit-
getheilt, bei denen Diarrhoe und Cholera infantum vorausgegangen
waren; er erklärt dieselben durch die eigenthümlichen Druckverhält-
nisse, welche im Schädel auf die Circulatien wirken, sowie durch
die in Eolge der erwähnten Erkrankungen eingetretene grössere Dick-
flüssigkeit des Blutes. Diesen Fällen reiht sich der im Eingang von
mir mitgetheilte an, indem auch bei ihm der Thrombusbildung pro-
fuse Säfteverluste vorangegangen waren, welche die Blutmenge ver-
mindern , die Heizkraft schwächen und die Dickflüssigkeit des Blu-
tes vermehren mussten. In Bezug auf letztere Ursache will ich noch
LI. Jahrg. 12. Heft. 53
 
Annotationen