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Nr. 46

HEIDELBERGER

1858.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

De la religion du nord de la France avant le christianisme par
Louis de B aeck er. Lille 1854. XV u. 353 S. 8.
Schon im Jahre 1835 hatte der zu Douay tagende „Congrbs
scientifique de France“ in seiner dritten Sitzung den Wunsch aus-
gesprochen „Inviter toutes les socidtds archdologiques et les archdo-
logues en particulier ä s’occuper de la mythologie gouloise locale,
afin de pouvoir arriver ä la confection d’une mythologie gdndrale
des Gaules“, sich aber, wie es scheint, gar keines oder wenigstens
eines so geringen Erfolges seiner Aufforderung zu erfreuen, dass er
die aufgestellte Frage mehr zu localisiren begann und zunächst in
der im August 1853 zu Arras abgehaltenen Versammlung die Auf-
gabe dahin beschränkte, zu erforschen: „jusqu’ä quel point le po~
lythdisme romain avait pdndtrd dans la Gaule — Belgique; —
jusqu’ä quelle dpoque continua la lutte entre le polythdisme et le
christianisme?“ (vgl. proldg. p. XII) eine Gliederung der Haupt-
frage, welche um so gerechtfertigter ist, je eigenthiimlicher grade
die kulturhistorischen und ethnographischen Verhältnisse der vorma-
ligen Gallia Belgica im Vergleich zu den andern Theilen des alten
Galliens sind. Öffenbar bezieht sich nämlich der erste Theil der
obigen Frage auf das Verhältniss des siegreich eindringenden Rö-
merglaubens zu der einheimischen keltischen Religion, während der
zweite mehr den Kampf des infolge der Völkerwanderung durch
die eindringenden Germanen auf das keltisch-römische Glaubens-
system gepflanzten nordischen Heidenthums mit dem Christenthume
im Auge hat. Nur die letztere Periode umfasst die vorliegende
Schrift, ohne auf die frühem irgend Rücksicht zu nehmen, indem
sie es p. XII—XIII beklagt, dass neben dem Aufblühen der my-
thologischen Studien in Holland und Deutschland sich bis jetzt Nie-
mand mit den religiösen Anschauungen der französischen Flamänder
vor der Einführung des Christenthums beschäftigt habe, rühmend
dagegen (p. XIV — XV) die Unterstützung hervorhebt, welche
J. Grimm, Massmann, Simrock, von Scheie, Schoenemann, Klemm
und Mannbardt den vorliegenden Studien haben zu Theil werden
lassen. Es ist aber auch das ganze Buch auf der Basis der My-
thenforschung gegründet, zu welcher der leider so frühe heimge-
gangene J. W. Wolf in seinen „Beiträgen zur deutschen Mytho-
logie“ (vgl. W. Mannbardt zum II. Bde. S. VIII) den Weg gezeigt
und eingeschlagen hatte: durch Sammlung nämlich der unzähligen
Gebräuche, Sagen, Legenden und abergläubischen Sprüche, die heute
noch gang und gäbe sind, die Reste des alten Götterglaubens, des-
LI. Jahrg. 10. Heft. 46
 
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