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Nr. 57.

HEIDELBERGER

1858.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
(Fortsetzung.)

2. Die nur einhälftige Entwicklung der Gebärmutter beeinträch-
tigt ihre Fähigkeit, geschwängert zu werden,· nicht, be-
dingt also keine Unfruchtbarkeit. Wo diese stattfindet, müssen noch
andere Abweichungen von der Regel gegeben sein. So litt z. B.
eine unfruchtbare, spärlich menstruirte Frau, deren einhörnigen Uterus
Rokitansky abbilden liess, an Verwachsung des, übrigens narbi-
gen, Eierstockes mit dem Fransenende des Eileiters.
3. Bei einhörniger Gebärmutter mit verkümmertem zweitem
Home gestatten das entwickelte, wie das mangelhaft aus-
gebildete Horn befruchteten Eiern Aufnahme und Entwicklung.
4. Die Schwängerung eines verkümmerten Hornes
wurde in Fällen beobachtet, wo kein Verbindungskanal mit dem
entwickelten Horne nachgewiesen werden konnte (Czihak, Ing-
leby). Es ist unwahrscheinlich, dass in diesen Fällen ein solcher
Kanal auch vor der Schwangerschaft nicht bestanden habe, und das
Verbindungsstück ursprünglich solid gewesen sei. Es liesse sich frei-
lich denken, die Samenfäden seien durch das ausgebildete Horn
und den Eileiter desselben in die Bauchhöhle und zu dem Eierstocke
des Nebenhorns gelangt, wo sie ein reifes Ei angetroffen und be-
fruchtet hätten. Das befruchtete Ei wäre dann durch den Eileiter
dieser Seite in das Nebenhorn gelangt und hätte sich hier entwickelt.
Diese Theorie klingt jedoch nicht wenig abenteuerlich, und es ist
wahrscheinlicher, dass der Verbindungskanal früher bestanden habe
und erst in Folge der Schwangerschaft verschlossen worden sei. Die
Verschliessung geschieht möglicherweise theils durch Druck von den
sich ungemein erweiternden Gefässen, theils durch eine Decidua-ar-
tige Wucherung der Schleimhaut des Verbindungskanales, wie dies
in der That von Rokitansky beobachtet wurde.
5. Eine Beobachtung von Chaussier widerlegt das Dogma
der Alten von der Abhängigkeit des Geschlechtes von
dem Eierstocke der rechten und linken Seite, wornach
die Knaben von der einen und die Mädchen von der andern ab-
stammten. Eine Frau mit Ut. unicornis und einbm Eierstocke ge-
bar zahlreiche Kinder verschiedenen Geschlechts.
6. Die einhörnige Gebärmutter mit und ohne Nebenhorn kann
Zwillinge beherbergen. (Chaussier, Scanzoni.)
LI. Jahrg. 12. Hefi. 57
 
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