Braun: der Wüstenroder Leopard.
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1850 erklärte) manche militärische Einrichtungen und Benennungen
annahmen; so stammen von den Scythen die draconarii der Römer,
deren Drache theils von Metall, theils von buntem Zeuge (bei den
Indern von Seide und jetzt noch Wappen des chinesischen Reiches),
äusserlich mannichfach verziert, im Innern hohl war, so dass, wenn
der Wind hinein blies, die Bilder wie wirkliche Drachen (Schlangen)
zischten. So wie aber die Nachrichten über die Legions- und Co-
hortenzeichen sehr dürftig sind, so haben auch Abbildungen und
Auffindungen, die bis zu uns gekommen sind, noch lange nicht die
hinreichende Zahl von signa für die Cohorten aufstellen lassen.
Habel in Schierstein hat zuerst in neuerer Zeit die Cohortenzeichen
einer umfassenden Untersuchung unterworfen und (Annal. des Nass.
Alterth.-V. III. 3 S. 89 ff. 1837) 11 Cohortenzeichen der Legio
XXII aufgestellt, von denen manche freilich zweifelhaft erscheinen
dürften; auch sind genau genommen für eine Legio nur 10 Cohor-
tenzeichen nöthig; doch hatten auch die Centurien und Manipeln ihre
besondern Zeichen, wiewohl weder dies bis jetzt genau ermittelt
ist, noch ob dieselben Zeichen regelmässig bei den andern Legionen
bestanden haben. Äusser jenen oben erwähnten Zeichen sind noch
im Allgemeinen etwa 12 weitere bekannt, meistens bronzene Thier-
gestalten, welche in neuerer Zeit aufgefunden und für Cohortenzei-
chen angesehen wurden; von diesen haben bisher nur die wenigeren
eine ausführliche Beschreibung erhalten, so der Capricon. der XXII.
Legion gefunden 1833 nicht fern von Wiesbaden, im dortigen Mu-
seum aufbewahrt und beschrieben von Habel a. a. 0., so der See-
greif, gefunden 1850 im badischen Dorfe Otterschwang, im Karls-
ruher Museum aufbewahrt und beschrieben von Zell (Carlsruhe 1855
in den Schriften des badischen Alterthurasvereins vgl. diese Jahrbb.
1855. S. 183); letztere allein mit einer nicht ganz klaren Inschrift.
Hieran reihet sich würdig der Leopard, der im Sommer 1857 zu
Wüstenrode bei Eschweiler gefunden und vom geehrten Verfasser
zum Gegenstände vorliegender gelehrten Abhandlung gewählt wurde.
Die Höhe dieses Signums beträgt 3 Zoll, die Höhe des sitzenden
Thieres 2γ2 Zoll, die Länge der Basis 4 Zoll 3 Linien; die Länge
des Leoparden vom Munde bis zum Ende des rundgebogenen
Schweifes 3 Zoll 3 Linien, das Gewicht beträgt 30 Loth. Kopf
und Hals sind gediegen, der hintere Theil des Bauches ist hohl;
das Ganze ist von Bronze, und entschieden ächt, römisch. Ein
ähnlicher Leopard ward bereits vor 100 Jahren von Caylus aus
Rom bekannt gemacht und gleichfalls für ein Cohortenzeichen er-
kannt; diese Bestimmung hat zwar Habel a. a. 0. S. 146 in Ab-
rede gestellt „wegen der eigenthiimlichen Form und Breite ihrer
Unterlage, welche eher zu einer andern Verzierung gedient haben
möchte“; allein schon die Trajanssäule so wie einige Münzen wei-
sen ähnliche Zeichen vor, und der Wüstenroder Leopard hat im
Innern noch einen Theil des eisernen Stabes, wodurch dessen Ver-
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1850 erklärte) manche militärische Einrichtungen und Benennungen
annahmen; so stammen von den Scythen die draconarii der Römer,
deren Drache theils von Metall, theils von buntem Zeuge (bei den
Indern von Seide und jetzt noch Wappen des chinesischen Reiches),
äusserlich mannichfach verziert, im Innern hohl war, so dass, wenn
der Wind hinein blies, die Bilder wie wirkliche Drachen (Schlangen)
zischten. So wie aber die Nachrichten über die Legions- und Co-
hortenzeichen sehr dürftig sind, so haben auch Abbildungen und
Auffindungen, die bis zu uns gekommen sind, noch lange nicht die
hinreichende Zahl von signa für die Cohorten aufstellen lassen.
Habel in Schierstein hat zuerst in neuerer Zeit die Cohortenzeichen
einer umfassenden Untersuchung unterworfen und (Annal. des Nass.
Alterth.-V. III. 3 S. 89 ff. 1837) 11 Cohortenzeichen der Legio
XXII aufgestellt, von denen manche freilich zweifelhaft erscheinen
dürften; auch sind genau genommen für eine Legio nur 10 Cohor-
tenzeichen nöthig; doch hatten auch die Centurien und Manipeln ihre
besondern Zeichen, wiewohl weder dies bis jetzt genau ermittelt
ist, noch ob dieselben Zeichen regelmässig bei den andern Legionen
bestanden haben. Äusser jenen oben erwähnten Zeichen sind noch
im Allgemeinen etwa 12 weitere bekannt, meistens bronzene Thier-
gestalten, welche in neuerer Zeit aufgefunden und für Cohortenzei-
chen angesehen wurden; von diesen haben bisher nur die wenigeren
eine ausführliche Beschreibung erhalten, so der Capricon. der XXII.
Legion gefunden 1833 nicht fern von Wiesbaden, im dortigen Mu-
seum aufbewahrt und beschrieben von Habel a. a. 0., so der See-
greif, gefunden 1850 im badischen Dorfe Otterschwang, im Karls-
ruher Museum aufbewahrt und beschrieben von Zell (Carlsruhe 1855
in den Schriften des badischen Alterthurasvereins vgl. diese Jahrbb.
1855. S. 183); letztere allein mit einer nicht ganz klaren Inschrift.
Hieran reihet sich würdig der Leopard, der im Sommer 1857 zu
Wüstenrode bei Eschweiler gefunden und vom geehrten Verfasser
zum Gegenstände vorliegender gelehrten Abhandlung gewählt wurde.
Die Höhe dieses Signums beträgt 3 Zoll, die Höhe des sitzenden
Thieres 2γ2 Zoll, die Länge der Basis 4 Zoll 3 Linien; die Länge
des Leoparden vom Munde bis zum Ende des rundgebogenen
Schweifes 3 Zoll 3 Linien, das Gewicht beträgt 30 Loth. Kopf
und Hals sind gediegen, der hintere Theil des Bauches ist hohl;
das Ganze ist von Bronze, und entschieden ächt, römisch. Ein
ähnlicher Leopard ward bereits vor 100 Jahren von Caylus aus
Rom bekannt gemacht und gleichfalls für ein Cohortenzeichen er-
kannt; diese Bestimmung hat zwar Habel a. a. 0. S. 146 in Ab-
rede gestellt „wegen der eigenthiimlichen Form und Breite ihrer
Unterlage, welche eher zu einer andern Verzierung gedient haben
möchte“; allein schon die Trajanssäule so wie einige Münzen wei-
sen ähnliche Zeichen vor, und der Wüstenroder Leopard hat im
Innern noch einen Theil des eisernen Stabes, wodurch dessen Ver-