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Nr. 56. HEIDELBERGER 1858.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Verhandlungen des naturl^storisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
V.
48. Vortrag des Herrn Dr. Walz „über Radix Bryoniae
und Poma C ο 1 o cy n th id um“ am 3. Mai 1858.
Die Zaunrübenwurzel, welche bei uns fast ausschliesslich von
Bryonia dioicia Jacq. gesammelt wird, war seit den ältesten Zeiten
Arzneimittel, wurde jedoch in neuerer Zeit von Seite der Aerzte
mehr verlassen, ist dagegen ein leider sehr beliebtes oft angewen-
detes nicht selten zu den schlimmsten Folgen führendes Volksheil-
mittel geblieben. — Dieser letztere Umstand gerade gab sicher die
Veranlassung, dass sich schon manchlach mit der chemischen Ana-
lyse beschäftigt wurde. Vauqelin vor allen war es, der die Un-
tersuchung vornahm und zwar in derselben Zeit, als er die Auf-
suchung des wirksamen Principes eines ebenfalls für die Medicin
wichtigen Gliedes der Familie der Cucurbitaeen der Coloquinten be-
absichtigte. Seine Versuche führten nur theilweise zu einem Resul-
tate; ebensowenig die später von Brandes und Firnhaber aus-
geführte Arbeit; was Dulong als Bryonin beschreibt ist kein rei-
ner Körper. — 1843 beschäftigte sich Dr. Schwerdtfeger ebenfalls
mit der Aufsuchung des wirksamen Stoffes der Bryonia; er arbeitete
mit frischen Wurzeln und beschreibt auch einen kristallinischen und
einen amorphen Bitterstoff. Von ersterem behauptet er, dass er Stick-
stoff enthalte und von letzterem führt er an, dass er durch Gall-
äpfelauszug nicht gefällt werde. Mir war es nicht möglich, die
von Schwerdtfeger angegebenen Resultate zu erzielen; ich gelangte
vielmehr zu folgendem: Als wesentlichsten Bestandtheil der Rad.
Bryoniae müssen wir das Stärkmehl derselben ansehen, es ist dies
von ausgezeichneter Schönheit in Farbe und beträgt 14%, so dass
in neuester Zeit darauf aufmerksam gemacht wurde, die Bryonia
dioicia zu cultiviren. — Von mir wurde folgender Stoff aufgefun-
den: 1) ein kristallisirter Körper Bryonitin; 2} ein amorpher Bitter-
stoff Bryonin; 3) ein in Aether löslicher harzartiger Körper und
4) ein solcher in Aether unlöslich nebst Farbstoff. Der erstere das
Bryonitin ist in so geringer Menge vorhanden, dass aus 20 Pfund
trockener Wurzel, also über 100 Pf, der frischen nur einige Gramme
erhalten werden. Seine Bereitung geschieht aui die Weise, dass man
die trockene gröblich gestossene Würzei mit Alkohol so lange in der
LI Jahrg. 12, Heft. 56
 
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