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906

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.

sehen auch hier wieder die letztere unter einem dem klinischen Be-
griffe der „Bright’schen Krankheit“ ähnlichen Sytnptomencomplexe
verlaufen, wie dies bereits in einer ganzen Reihe früherer Beispiele
der Fall war.
Als die wichtigste Veränderung aber, welche sich in dem be-
schriebenen Falle ergeben hatte, erschien ohne Zweifel der eigen-
thümliche Zustand, welchen die Milz in einer bestimmten Ausdeh-
nung darbot. Indem nicht nur der gröbere Habitus dieser Partie,
sondern auch das mikroskopische Bild derselben, und die Gleichmäs-
sigkeit, mit der bei Zusatz von Jod und Schwefelsäure die blaue
Färbung erfolgte, darauf hinwiesen, dass dieselbe fast ausschliesslich
aus Amyloidsubstanz bestehe, oder wenigstens dieselbe in einem un-
gleich reineren Zustande und in grösserer Menge hier vorliege, als
sie seither beobachtet wurde, so benützte ich diese selten gebotene
Gelegenheit, die Substanz-einer genauen chemischeu Analyse unter-
werfen zu lassen, welche Arbeit Herr Prof. A. Kekuld mit dan-
kenswerther Bereitwilligkeit zu unternehmen die Güte hatte. Die
Resultate der chemischen Untersuchung sollen in Nachstehendem mit-
getheilt werden. Wenn allerdings auch dieselben dahin lauten wer-
den, dass die sog. Amyloidsubstanz fernerhin zu der Gruppe der
Proteinkörper gerechnet werden muss und keineswegs, wie man bis-
her glaubte, in die Reihe der Kohlenhydrate gestellt werden kann,
so wird doch immerhin auch ferner der Prozess der amyloiden De-
generation, wie er in den verschiedenen Geweben und Organen des
thierischen Körpers sich vorfindet, sowohl seiner morphologischen
Eigenthümlichkeiten, wie seiner eigenthrimlichen Farbreaktionen we-
gen, wie endlich wegen seiner allgemeineren Bedeutung einer beson-
deren constitutionellen Ernährungsstörung für den Pathologen von
demselben Interesse bleiben, und es dürfte auch gerade jetzt an der
Bezeichnung des Prozesses als „amyloider Degeneration“ um so we-
niger zu ändern sein.
Chemische Untersuchung zu vorstehendem Falle von
Herrn Prof. Dr. A. Kekuld.
Man weiss, dass über die chemische Natur der mit Jod und
Schwefelsäure blau werdenden sog. thierischen Amyloidsubstanz ver-
schiedene Ansichten ausgesprochen worden sind. Schon bei der er-
sten Entdeckung derselben im Gehirne hielt Virchow die daselbst
vorkommenden concentrischen Körper wegen ihrer Eigenschaft, mit
Jod und Schwefelsäure eine blaue Färbung einzugehen, für eine der
pflanzlichen Cellulose ähnliche Substanz, hebt jedoch bei Gelegen-
heit weiterer Mittheilungen über diesen Gegenstand hervor, dass ihm
der Unterschied des thierischen Amyloids von der Cellulose und dem
Stärkemehl durchaus nicht entgangen sei, dass dasselbe weder alle
Eigenschaften des Amylons, noch alle Eigenschaften der pflanzlichen
 
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