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Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.

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Erregbarkeit gänzlich zum Schwinden bringt. Bei sehr starken Strö-
men geschieht diese Vernichtung der Erregbarkeit so rasch, dass die
modificirende Wirkung gar nicht wahrgenommen wird, sie geschieht
überdies viel leichter, in weit kürzerer Zeit und bei viel schwäche-
ren Strömen, wenn dieselben eine absteigende Richtung haben; da-
her bei absteigendem Strome die Modification nur innerhalb sehr
enger Grenzen der Stromstärke beobachtet wird und niemals die
Grösse wie bei aufsteigendem Strome erreicht. Während bei letz-
terem sehr bald auf die Oeffnung der Kette eine Mehrheit von Zuck-
ungen , ja ein anhaltender Tetanus eintritt, der durch die Schliessung
des entgegengesetzt gerichteten Stromes erheblich verstärkt wird,
beschränkt sich bei jenem die Reaktion in beiden Fällen stets auf
eine einfache Zuckung.
Aus dem obigen geht hervor, dass auch bei den Modificationen
der Erregbarkeit die Schliessung eines Stromes und die Oeffnung des
entgegengesetzt gerichteten sich entsprechen, und auch hier über-
wiegt die Schliessungszuckung stets über die ihr korrespondirende
Oeffnungszuckung.

Nachträglicher Zusatz. Einige Zeit, nachdem obiger
Vortrag im Verein gehalten und nachdem bereits die ausführlichere
Abhandlung für die Veröffentlichung in einer Zeitschrift abgeschlos-
sen war, kam mir die Arbeit von J. Rosenthal über Modification
der Erregbarkeit im neuesten Heft der Zeitschr. für rat. Medicin
(Bd. IV, S 117) zu Gesicht. Eine oberflächliche Vergleichung zeigt
schon, dass seine Ergebnisse mit den oben in Nr. 2 mitgetheilten
in den Hauptsachen übereinstimmend sind, und diese Uebereinstim-
mung unabhängig erhaltener Resultate spricht wohl am meisten für
die unzweifelhafte Richtigkeit derselben. Um so mehr glaube ich
auf einige Differenzen aufmerksam machen zu müssen, die übrigens
zum Theil weniger den Versuchen an und für sich als der verschie-
denen Deutung derselben zuzuschreiben sind. Zunächst scheidet R.
die Erscheinungen der Zeit nach scharf in drei Stadien: auf Oeff-
nung des modificirenden und Schliessung des entgegengesetzten Stro-
mes 1. Stad. Tetanus, 2. Stad. Contraktion, 3. Stad. Zuckung; auf
Schliessung des modificirenden und Oeffnung des entgegengesetzten
Stromes 1. Stad. Ruhe, 2. Stad. Erschlaffung, 3. Stad. Ruhe. In
dieser Weise verlaufen aber die Erscheinungen nicht, sondern R.’s
3. Stad, beginnt und schliesst gewöhnlich die Reihe, ebenso geht
sein 2. Stad., das übrigens nichts anderes als ein intensiver Tetanus
ist, wieder durch das 1. in das 3. über; in beiden Fällen liegt aber
zwischen dem 1. und 3. Stad, häufig noch eine Zeit, in der Zuck-
ung in allen vier Akten erfolgt Man könnte also 5 oder gar 7
Stadien unterscheiden; allerdings beobachtet man zuweilen ein Ue-
berspringen einzelner derselben, aber dies wohl meistens nur dann,
wenn man zur Beobachtung zu spät kam. — Eine weitere Differenz,
von der ich vorerst nicht angeben kann, wodurch sie bedingt ist,
 
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