Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.
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ser Pseudomorphosen nur durch Vermittelung des Wassers vor sich
gegangen sein kann, indem dasselbe kohlensauren Kalk zu- und die
Bestandtheile des Orthoklases hinwegführte, so muss dasselbe auch
seinen Weg durch das Gestein, den Porphyr, genommen haben, in
welchem die Krystalle von jenem liegen, und wir haben daher in
dem vorliegenden Fall ein sehr sprechendes Beispiel für die Durch-
dringbarkeit eines sehr dichten Gesteines, welche von gewisser Seite
her geläugnet wird. Ein zweiter Fall, der uns den Kalkspath in
der Form eines anderen Minerals zeigt, findet sich in dem Augit-
Porphyr von Pozza in Tyrol, wo er in Gestalt des Augits vor-
kommt. Die Krystalle des letzteren bestehen ganz und gar aus
Kalkspath, dabei zeigt sich aber deren Form sehr wohl erhalten.
58. Mittheilungen von Herrn Dr. Pagenstecher über
Struvitkrystalle aus Chelonoidis tabulata am 15. No-
vember 185 8.
Bei einem aus den Doubletten des Hamburger Museums bezo-
genen , in Alkohol sehr gut konservirten, Exemplare von Chelonoidis
tabulata (Fitzinger) land sich in der Peritonealauskleidung der Bauch-
decken, sowie dem Ueberzuge des Magens und der Leber eine sehr
grosse Menge mit blossem Auge sichtbarer Krystalle. Es bildeten
dieselben für den ersten Anblick halbe Oktander mit rechtwinkliger
Basis. Sie sassen mit einer Ecke der Basis oder seltener mit der
Spitze tiefer im Peritoneum, von welchem eine sehr dünne Schicht
sie vollständig überzog, so dass jeder einzelne Krystall gewisser-
massen frei an einem Stielclien in die Bauchhöhle hing. Der Raum-
beschränkung halber war allerdings immer eine Seite, in der Regel
die grössere Grundfläche fest an die Oberfläche des Peritoneum an-
gelegt, die Verwachsung traf aber stets nur eine Ecke.
Da diese Krystalle eine blutrothe Färbung hatten und ähnliche
Formen von den Autoren unter die tetraedrischen Blutkrystalle ge-
mischt, wenn auch ohne weitere Erklärung gezeichnet werden, so
lag die Vermuthung am nächsten, es seien hier riesige Blutkrystalle
der einen oder andern Art entstanden. In der That wies das Mi-
kroskop nach, dass die Färbung ganz die gelbrothe des Blutes sei
und dass oft zahlreiche, grosse, ovale Blutkörperchen in die Krystalle
mit aufgenommen waren. Auch schienen die ersten Versuche: die
Unlöslichkeit in Wasser, selbst bei längerem Kochen; in Terpentin
und kohlensaurem Natron, natürlich auch in Alkohol, die Löslichkeit
in Schwefelsäure und Essigsäure dem nicht entgegen. Bei der Lö-
sung in Schwefelsäure fand eine Farbenveränderung jedoch nicht
statt; der Farbstoff erwies sich überhaupt als durchaus nicht inte-
grirend dem krystallisirten Stoffe beigemischt. Es konnten die Kry-
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ser Pseudomorphosen nur durch Vermittelung des Wassers vor sich
gegangen sein kann, indem dasselbe kohlensauren Kalk zu- und die
Bestandtheile des Orthoklases hinwegführte, so muss dasselbe auch
seinen Weg durch das Gestein, den Porphyr, genommen haben, in
welchem die Krystalle von jenem liegen, und wir haben daher in
dem vorliegenden Fall ein sehr sprechendes Beispiel für die Durch-
dringbarkeit eines sehr dichten Gesteines, welche von gewisser Seite
her geläugnet wird. Ein zweiter Fall, der uns den Kalkspath in
der Form eines anderen Minerals zeigt, findet sich in dem Augit-
Porphyr von Pozza in Tyrol, wo er in Gestalt des Augits vor-
kommt. Die Krystalle des letzteren bestehen ganz und gar aus
Kalkspath, dabei zeigt sich aber deren Form sehr wohl erhalten.
58. Mittheilungen von Herrn Dr. Pagenstecher über
Struvitkrystalle aus Chelonoidis tabulata am 15. No-
vember 185 8.
Bei einem aus den Doubletten des Hamburger Museums bezo-
genen , in Alkohol sehr gut konservirten, Exemplare von Chelonoidis
tabulata (Fitzinger) land sich in der Peritonealauskleidung der Bauch-
decken, sowie dem Ueberzuge des Magens und der Leber eine sehr
grosse Menge mit blossem Auge sichtbarer Krystalle. Es bildeten
dieselben für den ersten Anblick halbe Oktander mit rechtwinkliger
Basis. Sie sassen mit einer Ecke der Basis oder seltener mit der
Spitze tiefer im Peritoneum, von welchem eine sehr dünne Schicht
sie vollständig überzog, so dass jeder einzelne Krystall gewisser-
massen frei an einem Stielclien in die Bauchhöhle hing. Der Raum-
beschränkung halber war allerdings immer eine Seite, in der Regel
die grössere Grundfläche fest an die Oberfläche des Peritoneum an-
gelegt, die Verwachsung traf aber stets nur eine Ecke.
Da diese Krystalle eine blutrothe Färbung hatten und ähnliche
Formen von den Autoren unter die tetraedrischen Blutkrystalle ge-
mischt, wenn auch ohne weitere Erklärung gezeichnet werden, so
lag die Vermuthung am nächsten, es seien hier riesige Blutkrystalle
der einen oder andern Art entstanden. In der That wies das Mi-
kroskop nach, dass die Färbung ganz die gelbrothe des Blutes sei
und dass oft zahlreiche, grosse, ovale Blutkörperchen in die Krystalle
mit aufgenommen waren. Auch schienen die ersten Versuche: die
Unlöslichkeit in Wasser, selbst bei längerem Kochen; in Terpentin
und kohlensaurem Natron, natürlich auch in Alkohol, die Löslichkeit
in Schwefelsäure und Essigsäure dem nicht entgegen. Bei der Lö-
sung in Schwefelsäure fand eine Farbenveränderung jedoch nicht
statt; der Farbstoff erwies sich überhaupt als durchaus nicht inte-
grirend dem krystallisirten Stoffe beigemischt. Es konnten die Kry-