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Badische Programme des Jahres 1858.

An dem Gymnasium zu Bruchsal erschien als Beilage des Programms
Geber die Griechischen Sternbilder, insbesondere die Plej ad en. Astro-
nomisch-mythologische Abhandlung von J. E. Rivola. Buchdruckerei von
Malsch und Vogel in Karlsruhe. 1855. 44 S. in gr, 8.
Diese Abhandlung zerfällt ihrer Natur nach in zwei Theile, deren erster
die Griechischen Sternbilder; deren Ursprung und Bedeutung im Allgemeinen
betrachtet und in einer übersichtlichen Darstellung vorführt, der andere (S.
24 ff.) aber speciell mit dem Gestirn der Plejaden sich beschäftigt. Der Ver-
fasser beginnt mit Homer und Hesiod, bei welchen bereits Sternbilder wie
einzelne Sterne vorkommen, namentlich auch die Hyaden und Plejaden; er
geht dann weiter und zeigt, wie schon in der letzten Hälfte des vierten Jahr-
hunderts vor Chr. die Zahl der Sternbilder bis auf 47 sich vermehrt hatte,
von welchen man 11 im Thierkreise, 21 am nördlichen, 15 am südlichen Him-
mel zählte. Wenn bei einigen der Ursprung aus dem Orient nachweisbar ist,
so ist es nicht minder wahrscheinlich, dass auch der Ursprung der übrigen im
Orient zu suchen ist. Was nun insbesondere die Plejaden betrifft, so wird
zuerst die Benennung dieses Gestirns besprochen, und hier nachgewiesen, wie
dieser Name, der eine gedrängte Sterngruppe, ein Sternhäuflein (Πλει,άς nach
der Ableitung von πλεΐος oder π.λείους') bedeutet, zu πελενάδες (Tauben)
wurde, und wie die πλειάδες als Schiffersterne daraus weiter sich entwickelt
haben; auch der Name βότρυς (Traube) kommt in den Homerischen Scholien
dafür vor. Weiter wird aber gezeigt, wie die Plejaden sich theils auf
Schifffahrt, theils auf die Jahreszeiten, deren Charakter und Geschäfte, theils
auf den Standort des Gestirnes, endlich auf den geringen Glanz eines der
Sterne sich beziehen. Das Bild der gejagten Tauben, unter dem die Pleja-
den vorkommen, wird auf die Stellung bezogen, in der sie fünf Monate lang
zum nahen Orion sich befinden, der hinter ihnen herzieht, und, wie ein Jäger
das Wild, sie zu verfolgen scheint; durch das andere Bild von Tauben, welche
dem Zeus Ambrosia zutragen, werden diese Sterne als Saat- und Erntesterne
bezeichnet, in so fern sie durch ihren Auf- und Untergang diese Perioden
verkündigen. Das Bild selbst von den Tauben leitet der Verf. von Dodona
(wo die Tauben der Dione heilig sind) her, und bringt damit die Bedeutung
der Taube, als eines Symbols der Leben erzeugenden Naturkraft, die im Früh-
ling besonders wirksam erscheint, in Verbindung.
Wir haben hier nur einen kurzen und gedrängten Abriss der Schrift ge-
geben, die auch viele andere mit dem Gegenstand in Verbindung stehende Punkte
berücksichtigt und auf diese Weise den schwierigen ©bgenstand allerdings zum
Abschluss gebracht hat.
Als Beilage des Programms des Gymnasiums zu Donaueschingen
erschien:
De ritibus, vöcibus et symbolis salutandi apud populos politos ac [atque] humanos
antiquorum temporum ac nostrae aetatis libelli partem tertiam, qua con-
tinetur de ritibus salutandi apud veteres Romanos commentatio, conscripsit
Μ. Schaber, phil. Magist. 1858. Rastadii, fypis Guilielmi Mayer.
Die erste Abtheilung dieser die Sitte des Grüssens bei den Völkern alter
und neuer Zeit besprechenden Schrift erschien im verflossenen Jahr, und be-
 
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