DOI Heft:
Nr. 42
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44903#0163
Nr. 42. HEIDELBERGER 1863.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR
HB I, ■■ - .r-r— ■ ■■ ■■■■■■■„ , ■— 1 . .■ 1
Die neuesten Leistungen in Italien auf dem Gebiete der
Rechtswissenschaft.
Wir knüpfen unsere Mittheilungen über den Stand der Fort-
schritte der Rechtswissenschaft in Italien, an unsere in diesen Blät-
tern 1863 Nr. 26 gelieferte Darstellung der neuesten Leistungen
Italiens auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft an, und machen
nur vorerst als Nachtrag zu den in jener Darstellung angeführten
neuen Schriften auf zwei neue uns zugekommene wissenschaftliche,
für die Gesetzgebungskunst wichtige Arbeiten des Idrn. Martinelli
(Appellationsrath in Neapel) aufmerksam, nämlich die Schrift: Delle
circostanze attenuanti nel Codice penale italiano per Martinelli.
Napoli 1862 und di alcune riforme dei Codice penali italiani a
proposito di una Circolare del ministro Guardasigilli per Martinelli.
Napoli 1863. Wir werden unten prüfend bei beiden Schriften ver-
weilen, und bemerken nur vorläufig, dass darin viele praktische
legislative wichtige Erörterungen enthalten sind. Das neueste Werk
über Criminalrecht ist diritto penale Elementi e studii da Tolomei.
Padova 1863. Der Verfasser (Professor an der Universität Padua)
ist durch sein gründliches Werk über Rechtsphilosophie rühmlich
bekannt; sein neues Werk ist um so mehr der Beachtung werth,
da er einer der wenigen juristischen Schriftsteller in Italien ist,
welche mit den deutschen wissenschaftlichen Forschungen und allen
neuern Strafgesetzgebungen Deutschlands vertraut, sie in seinem
Werke sorgfältig benützte.
Wir wenden uns zuerst zu den oben angeführten Schriften von
Carrara, Professor des Criminalrechts auf der Universität Pisa. Der
Verf. gehört zu den scharfsinnigsten lebenden italienischen Crimi-
nalisten, dessen Arbeiten sich vorzüglich durch die Erforschung der
Gesetze der menschlichen Natur, durch sein Streben zu wirken, dass
die Gesetze des Staats im Einklänge mit den Naturgesetzen stehen,
durch seine feine Zergliederung der Begrifie und durch Klarheit
seiner Darstellung auszeichnen. Sein Programma del corso di diritto
criminale dettato dal Professore Carrara. Lucca 1860, ist ein für
die Zuhörer bestimmtes, als Leitfaden zu Vorlesungen dienendes
Buch, das den Zweck hat, die Grundsätze des Strafrechts zu ent-
wickeln und klare Begriffe über die wichtigsten Lehren aufzu-
stellen. Beides ist auch in vorliegendem Buche gelungen. Der
Verfasser erklärt sich ausführlich über das Verhältniss, nach wel-
chem die Gerechtigkeit und die Vertheidigung der Menschheit Princip
des Strafrechts sein kann (p. 12). In der Hand des Menschen hat
LVI. Jahrg, 9. Heft 42
JAHRBÜCHER DER LITERATUR
HB I, ■■ - .r-r— ■ ■■ ■■■■■■■„ , ■— 1 . .■ 1
Die neuesten Leistungen in Italien auf dem Gebiete der
Rechtswissenschaft.
Wir knüpfen unsere Mittheilungen über den Stand der Fort-
schritte der Rechtswissenschaft in Italien, an unsere in diesen Blät-
tern 1863 Nr. 26 gelieferte Darstellung der neuesten Leistungen
Italiens auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft an, und machen
nur vorerst als Nachtrag zu den in jener Darstellung angeführten
neuen Schriften auf zwei neue uns zugekommene wissenschaftliche,
für die Gesetzgebungskunst wichtige Arbeiten des Idrn. Martinelli
(Appellationsrath in Neapel) aufmerksam, nämlich die Schrift: Delle
circostanze attenuanti nel Codice penale italiano per Martinelli.
Napoli 1862 und di alcune riforme dei Codice penali italiani a
proposito di una Circolare del ministro Guardasigilli per Martinelli.
Napoli 1863. Wir werden unten prüfend bei beiden Schriften ver-
weilen, und bemerken nur vorläufig, dass darin viele praktische
legislative wichtige Erörterungen enthalten sind. Das neueste Werk
über Criminalrecht ist diritto penale Elementi e studii da Tolomei.
Padova 1863. Der Verfasser (Professor an der Universität Padua)
ist durch sein gründliches Werk über Rechtsphilosophie rühmlich
bekannt; sein neues Werk ist um so mehr der Beachtung werth,
da er einer der wenigen juristischen Schriftsteller in Italien ist,
welche mit den deutschen wissenschaftlichen Forschungen und allen
neuern Strafgesetzgebungen Deutschlands vertraut, sie in seinem
Werke sorgfältig benützte.
Wir wenden uns zuerst zu den oben angeführten Schriften von
Carrara, Professor des Criminalrechts auf der Universität Pisa. Der
Verf. gehört zu den scharfsinnigsten lebenden italienischen Crimi-
nalisten, dessen Arbeiten sich vorzüglich durch die Erforschung der
Gesetze der menschlichen Natur, durch sein Streben zu wirken, dass
die Gesetze des Staats im Einklänge mit den Naturgesetzen stehen,
durch seine feine Zergliederung der Begrifie und durch Klarheit
seiner Darstellung auszeichnen. Sein Programma del corso di diritto
criminale dettato dal Professore Carrara. Lucca 1860, ist ein für
die Zuhörer bestimmtes, als Leitfaden zu Vorlesungen dienendes
Buch, das den Zweck hat, die Grundsätze des Strafrechts zu ent-
wickeln und klare Begriffe über die wichtigsten Lehren aufzu-
stellen. Beides ist auch in vorliegendem Buche gelungen. Der
Verfasser erklärt sich ausführlich über das Verhältniss, nach wel-
chem die Gerechtigkeit und die Vertheidigung der Menschheit Princip
des Strafrechts sein kann (p. 12). In der Hand des Menschen hat
LVI. Jahrg, 9. Heft 42