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Kr. 36. HEIDELBERGER 1863.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Godefroy., Fre'deric, Lexique compare de la langue de Corneille et
de la langue du XVIIe siecle en general. Tome 1 et II. Paris.
Librairie acade'mique (Didier et Comp.) 1862.
Dieses vergleichende Wörterbuch soll weder eine Concordanz
sein, noch ein Scholienapparat zu Corneille, sondern dazu bestimmt,
eine Ergänzung (comple'ment) zu den bisherigen französischen Wör-
terbüchern zu bilden, hat es die Aufgabe, erstens alle schwierigen
Stellen zu erklären, zweitens, eine gründliche Widerlegung der u. A.
von Voltaire gefällten Urtheile zu geben, und drittens, zur Lösung
vieler in der Sprache des 17. Jahrhunderts überhaupt vorhandenen,
und bisher durchaus unbeachtet gebliebenen philologischen Fragen
Beiträge zu liefern.
Prüfen wir die Arbeit von Herrn Godefroy nach diesen drei
Gesichtspunkten, die aus der Introdudioyi auch äusserlich ersicht-
lich sind.
Die erste Abhandlung handelt von den einzelnen Eigen-
thümlichkeiten in der Sprache Corneille’s, und in der
Sprache des 17. Jahrhunderts überhaupt. Gleich Ein-
gangs dieser Abhandlung begegnen wir einer Behauptung, die, wie
wahr sie auch ist, doch in gegebenen Fällen äusser Acht gelassen,
wo uicht geradezu umgangen wurde, und deren Kern darauf be-
ruht, dass jeder klassische Schriftsteller, je nach der trempe seines
Sprachtalentes, auf einem und demselben grammatischen und lexi-
calischen Standpunkt mit seiner Zeit steht. S. uns. Bemerkung aus
Anlass von Weigand’s Traite de versification fr. Heidelb. Jahrbb.
1863. Märzheft. S. 221 und uns. Einleitung zu der Ausgabe des
Ilorace p. Corneille S. XIII. bespr. Heidelb. Jahrbb. 1862. S. 719 ff.,
wo der Recensent bemerkt: „dass Corneille, weit entfernt, sich
Licenzen nach Dichterart zu erlauben, wie z.' B. von Voltaire be-
hauptet worden sei, vielmehr aus dem v o 11 e n Sp r a c h s c h a t z e
seiner Zeit geschöpft habe u. s. w.“
Herr Godefroy bemerkt, dass Corneille nicht eine besondere
Sprache für sich gehabt habe, ebensowenig wie Molibre oder Bos-
suet, oder sonst einer der grossen Classiker Frankreich^; es gebe
so zu sagen keine Neologismen bei ihm und eine Menge der auf-
fallendsten Ausdrücke bei ihm kämen gleicherweise bei Schrift-
stellern geringeren Ranges vor, bei Maret, Tristan l’Hermite, Scü-
deri, Rotrou etc. Wenigen Dramatikern räumt er eine geniale
Eigenthümlichkeit wie sie bei Corneille vorhanden ist, ein; vielen
dagegen eine grössere Summe sprachlicher Eigenthümlichkeiten. Er
spricht dem grossen Tragiker sogar das Streben ab, neue Worte
LVL Jahrg. 8. Heft. 36
 
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