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Ir. 53. HEIDELBERGER 1863.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.

(Schluss.)
Es ist klar, dass nichts in den bekannten Thatsachen beweist,
dass das Ozon eher aus einer Zusammensetzung von 3, als 4, 5, u. s. f.
Atomen bestehe*); ich hahe nur diese Zahl gewählt, weil das die
einfachste Ansicht ist. Um die Zahl zu bestimmen, müsste man die
Dichtigkeit, dieses Körper kennen, welche man nur dann unmittel-
bar besimmen könnte, wenn es gelänge, reines Ozon zu bereiten,
oder wenn man einen Stoff entdeckte, welcher das Ganze der zu-
sammensetzenden Atome absorbirte.
Ohne zu leugnen, dass man gegen diese Hypothese Einwürfe
erheben könne, halte ich sie für wahrscheinlicher, als die, deren
Möglichkeit Andrews und Tait angedeutet hatten, und nach welcher
der Sauerstoff als ein zusammengesetzter Körper betrachtet würde.
In der That ist es für’s erste sehr schw’er diesen Ausgangspunkt
anzunehmen, welcher durch kein anderes chemisches Phänomen
bestätigt wird ; wenn man das aber auch annähme, so würde man auch
zu weiteren, komplicirten Voraussetzungen geleitet, um die That-
sachen erklären zu können; endlich, wenn man nach dieser Hypo-
these die Bildung des Ozons durch die Wirkung der Reibungs-
oder Induktionselektricität auf den Sauerstoff möglicherweise be-
greifen kann, so ist das nicht der Fall für die anderen Arten der
Darstellung jenes Körpers.
Zum Schluss will ich noch einige Worte über die Theorie von
Clausius sagen. Indem dieser von der Annahme ausgeht, dass ein Sauer-
stoff-Molekül aus zwei Atomen besteht, erklärt er die Bildung des
Ozons durch die Trennung dieser Atome; auf diese Art würde das
Ozon auf freien, isolirten Atomen gebildet. Wir haben gesehen,
und Clausius hat es selbst gesagt, dass dieser letztere Punkt mit

*) Nach den schölten Versuchen St. Claire Deville’s undTroott’s, so wie
Bineau’s, weiss man, dass die Dichtigkeit des Schwefeldampfs, nahe hei dem.
Siedepunkt drei Mal so groes ist, als in einer höheren Temperatur; vielleicht
gibt es eine Analogie zwischen diesen zwei Zuständen des Schwefels und
den zwei allotropischen Zuständen des Sauerstoffs. In diesem Falle müsste
man annehmen, dass das Ozon (aus einer solchen molekularen Anordnung
besteht, dass seine Dichtigkeit drei Mal so gross wäre, als die des Sauer-
stoffs. Doch macht bis jetzt keine Thatsache, so viel ich weiss, diese Ana-
logie wahrscheinlich.
LVL Jahrg. 11. Heft

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