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Nr. 52. HEIDELBERGER 1863.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinisclien Vereins zu
Heidelberg.
(Schluss.)
Ich glaube den Wünschen der Herrn Collegen aus dem Stande
der Aerzte zu entsprechen, wenn ich mit einigen Worten die Lokal-
verhältnisse von Mentone berühre.
Die Zahl der disponiblen Wohnungen ist rasch im Zunehmen
begriffen und es mag im kommenden Winter wohl schon für 6—800
Kurgäste gleichzeitig Raum vorhanden sein. Vor Oktober ist man
noch nicht recht auf die Fremden eingerichtet, es fehlt an Bedie-
nung, frischem Fleisch und andern Dingen, manche Häuser werden
erst dann geöffnet. Man kann in eigentlichen Gasthöfen, in Pen-
sionen und in möblirten Wohnungen Unterkommen finden. Der
Preis in den vorzüglichsten Pensionen (unter denen die Pension
anglaise besonders genannt zu werden verdient) für die Verpfle-
gung ist 6 Francs für den Tag. Dazu kommt der je nach den
Umständen etwa von 2 Francs an schwankende Preis des Zimmers
mit Bett. Weniger reinliche und gute Häuser sind allerdings billi-
ger. Etagen oder ganze Flauschen können sehr hübsch für 1800
bis 3000 Francs für die Saison gefunden werden. Man erhält dann
Möbles, Betten, Kochgeschirr, Tischzeug, überhaupt Alles Zube-
hör, selbst Zimmerschmuck mancher Art. Man muss aber eine
Köchin nehmen, und solche müssen gut bezahlt werden. Da man
für 10 Francs täglich in den Pensionen sehr schöne Zimmer für
eine Familie erhält, so wohnt man in den meisten Fällen bdliger
und bequemer in solchen.
Alle kleinen Bedürfnisse sind sehr theucr, weil fast Alles weit
her beigebracht wird. Die Butter kommt von Mailand, die meisten
andern Dinge von dem jetzt auch enorm vertheuerten Nizza. Am
kostspieligsten sind die Fahrgelegenheiten. Man zahlt z. B. ohne
das Trinkgeld für eine Fahrt von einem halben Tage nach Monaco
(2^2 Stunden) und nach Bordighiera (3 Stunden) 25 Frcs, für eine
Fahrt von einer Stunde 6 —10 Frcs. Reitpferde und billiger Maul-
thiere und Esel sind zu haben Uebrigens kann man besonders im
Bazar Alles kaufen, was man bedarf, und tausend Dinge, die man
nicht bedarf, Alles zu englischen Preisen,
Das Volk von Mentone spricht den sogenannten Genuesischen
Dialekt, der durch das Band der Schifffahrt und des Handels am
ganzen Küstenstriche verbreitet und schwer verständlich ist; alle
LVI. Jahrg. 11, Heft. 52
 
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