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Kr. 49. HEIDELBERGER 1863.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Nissen: Ueber die Quellen des Livius.

(Schluss.)
Nachdem auf diese Weise im vierten Kapitel Polybius als
Quelle der Livianischen Erzählung in dem einen Haupttheil der-
selben und die Art und Weise seiner Benutzung besprochen ist,
wendet sich der Verf. im fünften zu den annalistischen Partien
des Livius, wie sie neben den aus Polybius entnommenen Stücken
in dem andern Haupttheil der Erzählung hervortreten sollen, wobei
der Verf. in eine Erörterung der annalistischen Geschichtschreibung
eingeht, die bei der Sicherheit, mit welcher der Verf. hier über
eine gänzlich untergegangeue Literatur sich auslässt, wohl be-
fremden kann und wird das ungünstige Urtheil, das über diese
Geschichtschreibung gefällt wird, als ein noch keineswegs so sicheres
und über alle Bedenken erhabenes erscheinen Das sechste
Kapitel (S. 110ff.) soll zeigen, wie auch das, was Diodorus und
Appianus über die in der vierten und fünften Dekade des Livius
behandelte Zeit berichten, auf Polybius als Quelle zurückzuführen
ist. Wie gering die Autorität des Appianus in diesen Dingen an-
zuschlagen ist, derselbe überhaupt „ein überaus nachlässiger, kritik-
loser, flüchtiger Schriftsteller“ zu nennen ist, hat unlängst noch
Peter (Studien zur römischen Geschichte S. 27 — 28) nachgewiesen.
Im zweiten Theil: Analyse der Quellen (S. 118—279)
durchgeht der Verfasser die einzelnen Bücher des Livius vom 31.
an bis zum fünf und vierzigsten incl., um im Einzelnen die poly-
bianische oder annalistische Quelle nachzuweisen, aus welcher die
Darstellung geflossen, und zwar Kapitel für Kapitel. Es ist diess
eine sehr mühevolle aber gewiss verdienstliche Arbeit.
In einem Anhang (S. 280 ff.) werden zuerst die Quellen
Plutarch’s in den Lebensbeschreibungen des Philopömen, Flamininus,
Cato des älteren und Aemilius Paulus, besprochen: bei den beiden
ersten ist schon früher nachgewiesen worden, wie ihr Inhalt auf
Polybius grossentheils zurückzuführen ist, zumal es die Art und
Weise des Plutarchus ist, in seinen Biographien einen Hauptführer
sich zu wählen, dem er die für seinen Zweck passenden und ge-
eigneten Fakta entnimmt, den er aber in der Regel nur da aus-
drücklich nennt, wo derselbe in irgend einem mehr oder minder
wesentlichen Punkte mit Andern nicht geradezu verwerflichen
Schriftstellern in einen Widerspruch tritt. Der Verf. ist, was die
Quellen dieser beiden Biographien betrifft, im Ganzen der gleichen
LVL Jshrg. 10, Heft 49
 
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