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Jfr. 58. HEIDELBERGER 1863
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Theod. D o ebner i Prof. Misn. Q uaestionum Plutarchearum
particula quarta. Inest Analectorum Byzantinorum speci-
men primum cum duabus tabulis photographicis. Lipsiae, 0.
Klemm. 1863.
In dem seiner Zeit angezeigten dritten Beitrag zur Herstellung
des plutarchischen Textes hat der Verf. dargethan, dass bei dem
armseligen Zustand der Handschriften und nach Erschöpfung aller
Mittel der Conjecturalkritik nur noch bei den Plagiatoren Plu-
tarchs, deren Anzahl nicht gering ist, einige Heilmittel für kranke
Stellen seiner Schriften zu finden seien. Dort hat er besonders
den jüngern Psellus und den Clemens von Alexandrien als solche
namhaft gemacht und überzeugende Belege dafür aus diesen Schrift-
stellern gegeben. Diessmal führt er uns zu den Byzantinern und
zeigt an einer Reihe von Stellen aus des Joh. Zonaras Annalen,
grösstentheils aus dem siebten Buche, wie sich daraus trotz aller
Entstellung die ursprüngliche Lesart der Quellenschrift entziffern
lasse. Eine Entzifferung nemlich in grammatischem und lexikali-
schem Sinn ist natürlich diese ganze Art von Kritik, die der paläo-
graphischen Entzifferung der Codices zu Hülfe kommt. Denn es
versteht sich von selbst, dass diesen spätem Schriftstellern, die ihre
Quellen ziemlich willkürlich und oft mit Unkenntniss der Sachen
und der Sprache benutzt haben, nicht die ächte Ueberlieferung der
Textesworte zugetraut wird, sondern dass es die Goldkörner, die
sich in ihrer Spreu finden, selbst sein müssen, was den kritischen
Scharfsinn den Typus der Aechtheit entdecken lässt. Dazu gehört
denn freilich eine so genaue Kenntniss der plutarchischen Dar-
stellung und des Sprachgebrauchs und ein so sicheres Gefühl für
das Aechte in Plutarch, wie beides dem Verf. der Quaestiones zu
Gebot steht. Denn der Erwägungen sind gar mancherlei, welche
nothwendig vorausgehen müssen, ehe dem beim Plagiator erhalte-
nen Ausdruck der Vorzug vor dem handschriftlich überlieferten
gegeben wird. Ausserdem hilft aber das Plagiat, wo es im Uebri-
gen die plutarchische Quelle mit Sicherheit erkennen lässt, zur Er-
gänzung offenbar lückenhafter Stellen des plutarchischen Textes.
Und in beiderlei Beziehung hat der unermüdliche Jäger auf diesem
Stoppelfelde, der Verfasser unserer Denkschrift, mit welcher er
seinem Vater zum 50jährigen Amtsjubiläum gratulirt, abermals
werthvolle Beute gemacht.
Die Abhängigkeit des Zonaras von seinen Quellen in der älte-
ren römischen Geschichte wird von dem Verfasser dahin bestimmt,
LiVI. Jahrg. 12. Heft 58
 
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