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Br. 47. HEIDELBERGER 1883.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande
XXXIII u. XXXIV (Siebenzehnter Jahrgang 1. 2.); mit fünf
lithogr. Tafeln. Bonn 1863. 310 S. 8.
Der Inhalt dieses Doppelheftes ist ein reichhaltiger und man~
eher Aufsatz in ihm bedarf einer ausführlicheren Erörterung, als
wir hier geben können. So gleich der erste Aufsatz: er bespricht
einen auch in diesen Jahrbüchern schon oft berührten Gegenstnnd,
ohne ihn jedoch, wie wir meinen, zum Abschluss zu bringen. Prof.
Becker sieht nämlich in der Stelle des Florus IV, 12. Bormam et
Caesoriacum pontibus junxit classibusque firmavit, nicht wie die
meisten Erklärer bisher, Orte, welche am Rhein gelegen, sondern
wie schon vor vielen Jahren Osann theilweise wollte, Orte an der
gallischen Küste Britannien gegenüber; den einen Caesoriacum er-
kennt er in dem bekannten Gesoriacum (Gesogiacum), welches
später Bononia genannt wurde (von der tab. Peuting., nunBoulogne
sur mere); der andere Name Borma, wie jetzt nach dem cod. Bam-
berg. gelesen wird, ist ganz unbekannt und wird von dem Verf. in
die Nähe jenes ebenfalls ans Meer verlegt, so dass die pontes, die
Drusus zwischen beiden Orten anlegte, „Brücken, Dammstrassen“
seien, was ihm noch dadurch bestätigt zu werden scheint, weil das
Itiner. Antonini bei Gesoriacum einen Ort Pontibus nennt, worin er
das unbekannte Borma erkennen will, (jetzt Pont ä Selane) u. s. w.
Der Verfasser bespricht diese seine Meinung mit grosser Ausführ-
lichkeit und Gelehrsamkeit, und schiebt manches nebenbei ein,
was gleichfalls der Beachtung werth ist. Doch in der Hauptsache
können wir ihm nicht beistimmen. Der Verf. sieht selbst gegen
Ende seines Aufsatzes ein, dass dort in der Stelle des Florus
nur vom bellum Germanicum die Rede ist; und wenn er dagegen
meint, dass des Drusus Sendung „einerseits gegen die noch nicht
unterworfenen Germanen jenseits der Elbe (?) und am Unterrhein,
andererseits gegen Britannien“ gewesen sei: so wünschten wir, von
letzterem einen, wenn auch nur dürftigen Beweis zu hören; denn
so viel wir uns erinnern, waren die Expeditionen und Unterneh-
mungen nicht im geringsten gegen Britannien gerichtet, wie über-
haupt Augustus dahin nicht dachte und auch nicht nöthig hatte,
die Küste gegen Angriffe von dort zu decken, dergleichen in
jener Zeit gar nicht vorkommen; also wozu Flotten an der galli-
schen Küste? Dammanlagen nehmen wir schon eher überall an;
aber die Stelle verbietet durchaus an Britannien zu denken: dort
ist die Rede von den deutschen Völkern am rechten Ufer des
LVL Jahrg, 10. Heft 47
 
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