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Kr. 4i. HEIDELBERGER 1863.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Johann Gottlieb Fichte. Lichtstrahlen aus seinen ^Werken und Briefen
nebst einem Lebensabriss von Eduard Fichte. Mit Beiträgen von
Immanuel Hermann Fichte. Leipzig. F. A. Brockhaus.
1863. VIII und 328 S. 8.
Seit dem Schillerjubiläum wurde kein Erinnerungsfest an den
hundertsten Geburtstag eines berühmten Schriftstellers mit einer
allgemeineren Begeisterung gefeiert, als der 19. Mai 1862. Die Er-
innerung an Johann Gottlieb Fichte war, gleich der Schiller-
feier, ein wahres deutsches Volksfest. Es galt nicht nur dem deut-
schen Denker, sondern auch dem Manne der deutschen Gesinnung
und That. Was gegenwärtig das Losungswort aller Gutgesinnten
ist, die Einheit und Freiheit unseres deutschen Vaterlandes,
war auch der Zielpunkt seines, dem öffentlichen Leben gewidmeten
Strebens. Ja, man kann so recht eigentlich, was die Seele seines
Wirkens war, die Deutschheit und Freiheit, als den Leit-
stern seiner Philosophie bezeichnen; denn diese war durch und
durch eine deutsche und eine freie. Der Geist, der in der ab-
stracten Form seiner frühem systematischen Schriften aus der
Jenaerzeit (1794 —1799) weht, beseelt auch in volksthümlicherer und
verständlicherer Gestalt die Werke seiner praktischen Wirksamkeit
im Berlinerzeitraume. Ein vollendetes schönes Bild seines immer-
dar allem Guten, Schönen und Wahren gewidmeten Lebens gibt
uns die zweite verbesserte und vermehrte Auflage des trefflichen
Buches; Johann Gottlieb Ficht e’s Leben und literari-
scher Briefwechsel von seinem würdigen Sohne, dem ausge-
zeichneten Denker, Immanuel Hermann Fichte. Im Geiste
dieses edeln Sohnes hat nun auch dessen einziger Sohn, Johann
Gottlieb Fichte’sEnkel, Eduard Fichte, mit vorliegender Schrift
ein schönes Erinnerungsblatt auf den Aschenhügel des grossen
Todten niedergelegt.
Auch diese Schrift des Enkels ist, wie die seines hoch ver-
dienten Vaters, welche Ref. in diesen Blättern angezeigt hat, im
Geiste jener edeln Vaterlandsliebe und jenes wahren, religiösen,
wissenschaftlichen und staatlichen Freiheitssinnes niedergeschrieben,
welche die Schriften seines berühmten Grossvaters in so unge-
wöhnlicher Weise kennzeichnen.
Das Interesse an den Geisteswerken des scharfen und tiefen
Denkers, Johann Gottlieb Fichte, war durch das Fichte-
jubiläum auch in weitern Kreisen rege geworden und vielfach
wurde der Wunsch nach einem Auszuge aus dessen Schriften laut,
LVI. Jahrg. 10. Heft. 46
 
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