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Sadebeck: Ueber die Krystallformen des Kupferkieses.

häufigsten zeigen sich Poo und 2P00 ; ferner noch 00P undOP: der
leichteren Uebersicht wegen hat Sadebeck alle bis jetzt beob-
achteten Formen in einer Tabelle zusammengestellt mit Angabe der
Winkel.
Der zweite Abschnitt handelt von der Zwillingsbildung des
Kupferkieses. Das gewöhnlichste Gesetz ist: die Individuen haben
eine Fläche der Grundform gemein. Wenn die beiden Tetraeder im
Gleichgewicht so haben die Zwillinge völlig das Aussehen wie die
bekannten regulären des Magneteisenerzes und des Spinells. Un-
gleich seltener begegnet man dem zweiten Zwillings-Gesetz: die
Individuen haben eine Fläche von Poo gemein, obwohl dieses Ge-
setz bekanntlich sonst das häufigste im quadratischen System.
Sadebeck macht besonders aufmerksam, dass Haidinger die
bekannten Fünflinge von Neudorf am Harz zu diesem Gesetz ge-
rechnet hat — eine Darstellung, welche in alle Lehrbücher über-
gegangen; sie müssen aber dem ersten Gesetz zugezählt werden.
Die Art, wie die Octaeder nach dem zweiten Gesetz verwachsen —
so bemerkt Sadebeck — ist für die Theorie der Zwillingsbil-
dungen von Wichtigkeit. Man ersieht daraus, dass man nicht
immer von einer absolut parallelen Stellung der beiden Individuen
ausgehen kann, um die Zwillinge zu erklären. Das wesentliche ist
der fertige Zwilling, d. h. die Stellung der beiden Individuen gegen
einander in Bezug auf eineEbene, die Zwillingsebene. Das Mohs’ sehe
Gesetz lautet: man geht von der parallelen Stellung beider Indi-
viduen aus und gibt die Regel an, nach welcher das eine Indivi-
duum gegen das andere verdreht werden muss; dies hat für die
holeoedrischen Krystalle vollkommene Gültigkeit, erstreckt sich
aber nicht auf alle hemiedrischen.
Der dritte Abschnitt ist den Entwickelungs-Typen bei den
verschiedenen Fundorten der Kupferkies-Kry stalle gewidmet und
enthält eine Menge werthvoller Beobachtungen. Sadebeck hebt
zunächst die grosse Seltenheit einfacher Krystalle hervor; sie fin-
den sich zu Angangueo in Mexico und Elster County in New-York.
Unter den Zwillingen nach dem ersten Gesetz verdienen die Zwil-
linge von Spinell artigem Aussehen Erwähnung, wie sie zu Schlag-
genwald in Böhmen, Kupferberg in Schlesien, Tavistock in Devon-
shire vorkommen. Eine nähere Betrachtung lässt indess bei sol-
chen den tetraedrischen Habitus der Individuen, die physikalische
Verschiedenheit der beiden Tetraeder erkennen. Auch die fortge-
setzten Zwillings-Bildungen, bald mit geneigten, bald mit paralle-
len Zusammensetzungs-Flächen sind merkwürdig.
Ferner beschreibt Sadebeck Zwillinge mit vorwaltendem
sPco , von Müsen und vom Harz, so wie Zwillinge von tetraedri-
schem Habitus, deren beide Individuen stets eine verschiedene Ent-
wickelung zeigen; Schlaggenwald, Daaden, Cornwall. — Nach dem
zweiten Gesetz verbundene Zwillinge hat Sadebeck von Freiberg
beobachtet.
 
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