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Dietrichs Abenteuer, von Albr. v. Kemenaten.

und Wolfhart in die Gewalt des Polenkönigs gerathen sind, nichts
auf einen weiteren Kreis hinweist, so dass der Kampf der beiden
königlichen Helden den wesentlichen Inhalt des Gedichtes gebildet
zu haben scheint. Der Dichter mochte sich begnügt haben diese
wahrscheinlich erfundene Episode der allgemeinen Heldensage hin-
zuzufügen. Wie fest er in dieser stand, ergibt sich daraus, dass
er die küniginne (384. 471) ohne nähere Bezeichnung anführt: er
meint höchst wahrscheinlich doch Helche, da sonst, wenn etwa eine
von Dietrich und Wenezlan umworbene Fürstin zu verstehen wäre,
eine Beziehung darauf in der Herausforderung oder während des
vor den Augen der Frauen geführten Kampfes nicht zu vermeiden
gewesen wäre.
In den Anmerkungen war 184 über brücken als Inf. aufzu-
fassen. 296 ist ziemlich — Willehalm 87, 25. Der Gebrauch von
oder anstatt einer negativen Conditionalpartikel ist — freilich mit
dem Indicativ — auch sonst nachzuweisen: Lanzelet 7770 oder
uns hänt diu buoch gelogen, so wart da diu schoenest höchgezit
usf. Noch jetzt ist dieser Gebrauch am Mittelrhein vorhanden;
ein schriftdeutsches Beispiel gibt Gervinus Literaturgeschichte
(4. Aufl.) 3, 141 : »Nichts konnte dort Bedeutendes zum Heil oder
Unheil der protestantischen Sache geschehn, oder es zeigt sich
der Eindruck u. s. f.« In den Anmerkungen zur Virginal konnte
zu der einem bestimmten Objecte nachgestellten Conjunction duz
im invertierten Satze die Häufigkeit dieser Redeweise im mnl. und
mnd. verglichen werden: s. Gr. 4, 444.
Mögen diese nachgetragenen Kleinigkeiten, wie sie beabsich-
tigen, als Dank für die bedeutende Leistung des Verfassers ange-
sehen werden.
Freiburg i. B.

Ernst Martin.
 
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