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Neueste Literatur auf dem Gebiete der antiken Vasenkunde.

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aus Katania stammendes Gefäss, früher im Besitze des Herren
Schlosser auf Stift Neuburg und noch bei den Erben befindlich,
stellt sich z. B. als eine solche heraus. Auch in der gräflich Er-
bachschen Sammlung im Odenwald, deren höchst werthvolle Be-
standteile gerade im Bereiche der antiken Gefässe mir näher zu
untersuchen Gelegenheit ward, finden sich einige, wo die modern
aufgesetzten Bilder vom antiken Grund sich geradezu ablösen
lassen.
Auch nach anderen Gesichtspunkten sind Brunns frisch und
anregend geschriebene Betrachtungen besonders für Studirende för-
derlich, indem er überall von den künstlerischen Motiven und
deren scharfer Bestimmung ausgeht, ehe er Massen von Parallelen
oder Schriftstellen heranzieht. Die relative Selbständigkeit der
bildenden Kunst gegenüber der Dichtung als ihrer stofflichen Quelle,
welche Stephani zuerst und mit einer bewussten Schroffheit im Gegen-
satz zu den lange bestimmend wirkenden Darlegungen von Weicker über
den vom epischen Cyklus an durch Lyrik und Dramen und durch die
bildende Kunst fortgesponnenen Mythenkreis gefordert hatte, wird
von Brunn gerade bei den berühmten Scenen des Homer, wie
Hektors Abschied, Hektors Tod, Odysseus Heimkehr mehr und mehr
anerkannt. Es ist das ein Punkt, welcher nicht genug gerade von
uns, den dem lebendigen Mythus fernstehenden, durch die Bücher-
welt erst auf langem Umweg zur Bilderwelt gelangenden Betrach-
tern beherzigt werden kann. Die bildende Kunst erkennt, ich
möchte sagen, eine zeitliche Aufeinanderfolge in Handlungen und
Vorgängen nicht an, sie schaut aber Ursache und Wirkung, zeit-
lich nach einander wirkende Kräfte neben einander, sie vermag
in ihrer Sprache, durch ihre Gesetze der Gliederung, der Gruppi-
rung, der hauptsächlichen und nebensächlichen Behandlung, doch
den ganzen Organismus eines Stückes menschlichen Lebens völlig
klar vor Augen zu stellen, natürlich alles dies unter der Voraus-
setzung einer künstlerischen und nicht photographisch die äussere
Erscheinung reproducirenden Grundrichtung.
Unter Brunns Anregung und methodischer Anleitung sind be-
reits mehrere Arbeiten jüugerer Gelehrter auf dem Gebiete der
Vasenerklärung entstanden, von denen ich diejenige K. Strube’s
bereits früher besprochen habe; eine zweite von Adam Flasch
über Angebliche Argonautenbilder (München 1870) ist
dann zu nennen mit dem kleinen Vorläufer in dem Festgruss der
philologischen Gesellschaft zu Würzburg an die XXVI. Versamm-
lung deutscher Philologen (Würzburg 1868) S. 77 — 85; auch ein
dritter Schüler Brunns Fr. Schlie, dessen Hauptarbeit den
etruskischen Aschenkisten zugewandt ist (Darstellungen des troi-
schen Sagenkreises auf etruskischen Aschenkisten. 1868. Stuttgart)
hat in den Annali 1868 p. 320—330. tav. d’agg. L. Μ. eingehend
eine Vase aus Cyrenaika, früher im Besitz von Raifö in Paris, jetzt
 
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