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Neueste Literatur auf dem Gebiete der antiken Vasenkudnc. 101

Strahlenblume als Ornament eine Inschrift sogar lesen zu müssen:
Gabienus L. f. fecit. Jedenfalls kann Caere uns am augenschein-
lichsten erstens die lange, weit herabreichende Dauer der Verwen-
dung bemalter Gefässe, bis in das letzte Jahrhundert v. Chr., dann
die einheimische Fabrikation in absichtlicher Nachahmung der alten
importirten Form und zwar des sog. korinthischen wie des alt-
attischen Stiles erweisen. — Derartige Untersuchungen werden nun
im Zusammenhänge auch für andere Gegenden Etruriens, besonders
für Clusium und Vulci, dann für Campanien, Apulien, Sicilien zu
suchen sein. Auch hier dürfen wir natürlich nicht das an einer
Stelle Beobachtete sofort generalisiren, auch hierin wird der ver-
schiedene Volkscharakter der Etrusker, der Bewohner an der Adria,
mit ihrer von Korkyra ausgehenden Cultur, der Süditaliker, der
Sicilianer, wie andererseits im weiten Osten etwa der der griechi-
schen und gräcisirten Anwohner des schwarzen Meeres sich geltend
machen. Welch reicher Stoff liegt z. B. jetzt bereits für die Vasen-
funde von Ruvo (Rubi) in Apulien nach den vielfachen guten Publi-
kationen, besonders von A. Michaelis (Ann. 1868. p. 207 — 208.
tav. d’agg. G. H., Archäol. Zeit. 1869. S. 41—50. Taf. 17. 18)
uud seit Erscheinen des leider mir bei dieser Arbeit noch nicht
zugänglichen Catalogo del Museo Jatta 1869 bereit!
Diese Untersuchungen können aber jetzt um so fruchtbarer
werden, als wir einerseits die attischen, korinthischen, argivischen
ältesten Vasenfunde vergleichen, andererseits uns auf den griechi-
schen Inseln sich nun eine reiche Fundgrube für die Mittelglieder
der orientalischen, a s sy r o - p h ö n ik i sc h e n und der ur-
griechischen Formenwelt eröffnet. Mau konnte wohl im ersten
Anblick der Gefässscherben von Melos und Thera, von Kypros und
Rhodos über die überraschende Aehnlichkeit, ja Gleichheit der
Ornamentirung mit den Metallarbeiten, Webereien, deren Nachbil-
dungen in Stein auf den assyrischen Denkmälern, geradezu geneigt
sein assyrische oder phönikische Töpfer auf die Inseln und von da
nach Griechenland selbst wandern zu lassen und so schliesslich
den attischen Kerameikos auf fremdnationaler Bevölkerung aufzu-
bauen. Hiezu fehlen uns vor allem bisher die allein entscheidenden that-
sächlichen Funde aus dem Orient selbst; weder in Phönikien bei
der jetzt so massenhaft erfolgten Oeflnung von Gräbern bei Tyrus,
Sidon, noch in Karthago, noch in Assyrien und Babylonien sind
Thongefässe gefunden, die an Reichthum der Verzierung, an Sorg-
falt der Ausführung, an dem eigentümlichen symmetrischen Sinn
der Gesammtordnung mit den Funden der griechischen Inseln nur
zu vergleichen sind, wenn auch die Form des Gefässes wie verein-
zelte Ornamente gleicher Art dort vorkommen. Es kann das frühe
Bestehen einer Töpferei und auch theilweise einer schwunghaften
Ausführung des Weines nach Aegypten, vielleicht auch nach dem
Westen in Thongefässen gar nicht geläugnct werden, es mag die
Inschrift: fictile vini apud Syros primum excogitatum Isidor. Orig.
 
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