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104 Neueste Literatur auf dem Gebiete der antiken Vasenkunde.
der fast 30 Fuss tiefen Erdschicht, unter einem alten Lavastrom,
für solche auf Rhodos in Kameiros ebenfalls in der untersten
Gräberschicht, sowie nach dem nachweisbaren Fortgang zu den
orientalisirenden Formen gar kein Zweifel sein, d'ass wir es hier
mit der für uns jetzt ältesten Vasenbildung zu thun haben.
Man hat sie nun früher geradezu phönikisch wohl genannt
ohne irgend ausreichenden Grund, im Gegentheil ohne Erwägung
der Verschiedenheit der Ornamentik gegenüber dem, was wir von
phönikischer Kunst thatsächlich kennen. Conze führt nun in
ebenso besonnener als weitsichtiger Weise die bisher mehr ver-
einzelt z. B. von Semper ausgesprochene Analogie mit den Formen
der nordeuropäischen Ornamentik der sog. Bronzezeit durch, wobei
die Zusammenstellung bei v. Sacken, Leitfaden der Alterthumskunde
(Wien 1863) und Geisberger, die Gräber von Hallstadt (Linz 1848)
ihm vielfach als Leiter dienten, weist ebenso dieselben als wesent-
lich in der Weberei bedingt nach; er zeigt zugleich, was entschie-
den zu betonen ist, wesentliche Einheit mit den Formen noch, welche
in Mykenä für die Wandbekleidung am Löwenthor zu Tage treten,
zeigt, wie allerdings in diesem alten Formenbestand der alteuro-
päischen, urgriechischen Cultur frühzeitig der assyro-phönikisebe Ein-
fluss hereintritt aber als der jüngere und eine Zeitlange dann der über-
wiegende wird. Wir können hinzufügen, die ganze sichere Unter-
lage einer ächt griechischen Kunst beruht aber auf jenem alten
Bestand einfacher, natürlicher und ästhetisch wirksamer Linear-
formen. Wohl mag sich endlich auch hinter dieser Culturschicht,
deren zeitliche Periode Conze in das 2. Jahrtausend v. Chr. setzt,
auch noch bei den von Finlay, Dumont, Fr. Lenormant u. a. eifrig
betriebenen Sammlungen aus einem Steinzeitalter, auch zum Theil,
wo die Natur des Landes dazu einlud, aus der Zeit der Pfahl-
bauten speciell für die Thongebilde eine noch ältere Stufe
kundgeben analog der im Norden Europas viel reicher erhaltenen,
viel länger andauernden ältesten Technik. Es lässt sich dabei
nicht verkennen, dass in Griechenland früher als in den Schwester-
nationen gerade in der Töpferei eine tüchtige Technik entfaltet
wurde.
So führen unsere Vasenstudien uns hoch hinauf in die Urge-
schichte Griechenlands und die bestimmten Formen der Verzie-
rung wie der Gesammtbildung und der Nachweis ihrer bestimmten
Umbildung werden sichere, richtige Wegweiser wie die constanten
Lautgruppen der Wurzeln und deren Umbiegungen.
Au3 den Anfängen der griechischen Vaseubildnerei wenden
wir uns an das Ende derselben, um hier an zwei in den letzten
Jahren bekannt gemachten Thongefässen, das zugleich tektonisch
bedeutsame Vortreten, ja völlige Ueberwiegen der Plastik über
die Malerei am Gefässe zu constatiren. Auf das Eintreten der
Flachreliefs in reiche meist auch goldverzierte Malerei sind
wir oben bereits mehrfach bei den Publikationen aus den Funden
 
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