Μ. Müller: Chips from a German Workshop.
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Essay von ein bis zweihundert Seiten hätten reducirt werden kön-
nen. Die Kunst des Schreibens bestehe heutzutage in einem ge-
drungenen Stil, und wer diesen nicht besitze schreibe blos für Leser,
die so viel Zeit zur Verfügung haben, dass sie mit derselben nichts
anzufangen wüssten. So Müller. Bunsen freilich in einem Briefe
an letztem (p. 479) nennt die Arbeit Fischers »bewundernswürdig
geschrieben.« — XII. A German Traveller in England A.
D. 1598 (p. 242 —247). Eine im Jahr 1857 geschriebene Inhalts-
angabe des England betreffenden Theiles von Pauli Hentzneri J. C.
Itinerarium Germaniae, Galliae, Angliae, Italiae etc. Nova editio.
Noribergae . . . Anno MDCXXIX, Aus der p. 245 angeführten
Stelle ersehen wir, dass der Fussboden des Audienzzimmers der
Königin Elisabeth mit Heu bestreut war. Die Sitte bei feierlichen
Gelegenheiten die Zimmer, Kirchen u. s.w. mit Stroh, Heu, Binsen
u. s. w. zu bestreuen ist uralt und findet sich hie und da nament-
lich im nördlichen Europa auch jetzt noch, wahrscheinlich als Rest
eines auch in Indien vorhandenen Opferbrauchs. S. meine Bemer-
kung in Eberts Jahrbuch der roman. u. engl. Literat. 4, 118 f. zu
der bei Swist vorkommenden Redensart: »If we bad known of
your coming, we should have strewn rushes for you.« — XIII.
Cornish Antiquities (p. 248—298). Artikel geschrieben im
J. 1867 und veranlasst durch »Antiquities, Historical and Monu-
mental, of tbe County of Cornwall. By William Borlase. London
1769« und »A Week at the Land’s End. By J. T. Blight. Lond.
1861.« Er enthält Bemerkungen über die in Cornwallis noch vor-
handenen keltischen Alterthümer und den bereits nicht mehr im
Volksmunde lebenden cornischen Dialect der Cymrisprache. Müller
äussert bei dieser Gelegenheit, dass es die Sprache sei, die über
die Nationalität eines Volkes entscheide, nicht das Blut; denn
was verstehe man unter Blut? Es sei einer jener »wissenschaft-
lichen Götzen«, der, sobald man ihn zu definiren oder festzuhalten
suche, in Staub zerfalle, ein unbestimmter, hohler, verrätherischer
Ausdruck, der zur Zeit wenigstens aus dem Wörterbuche jedes
wahren Mannes der Wissenschaft verbannt bleiben sollte. Man
könne wohl eine wissenschaftliche Definition der keltischen Sprache
geben, jedoch habe bis jetzt noch Niemand eine Definition des
keltischen Blutes oder eines keltischen Schädels zu geben vermocht;
denn auch die Kraniologie schwebe hinsichtlich der Rassenunter-
schiede noch gar sehr in der Luft. Wenn die Tochter eines eng-
lischen Offiziers und einer hinduischen Ranee sich mit dem Sohne
eines russischen Edelmannes verheirathe, wie solle man den Spröss-
ling einer solchen Ehe classificiren ? Doch könne selbst dem reinen
hinduischen und slavischen Blute normännisches, deutsches und
romanisches Blut beigemischt sein, und welcher Chemiker werde
es wagen diese Mischung zu analysiren? Wer dagegen Griechisch
als seine Muttersprache spreche, sei ein Grieche, so wie anderer-
seits ein Bewohner von Constantinopel, selbst wenn sein Stamm-
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Essay von ein bis zweihundert Seiten hätten reducirt werden kön-
nen. Die Kunst des Schreibens bestehe heutzutage in einem ge-
drungenen Stil, und wer diesen nicht besitze schreibe blos für Leser,
die so viel Zeit zur Verfügung haben, dass sie mit derselben nichts
anzufangen wüssten. So Müller. Bunsen freilich in einem Briefe
an letztem (p. 479) nennt die Arbeit Fischers »bewundernswürdig
geschrieben.« — XII. A German Traveller in England A.
D. 1598 (p. 242 —247). Eine im Jahr 1857 geschriebene Inhalts-
angabe des England betreffenden Theiles von Pauli Hentzneri J. C.
Itinerarium Germaniae, Galliae, Angliae, Italiae etc. Nova editio.
Noribergae . . . Anno MDCXXIX, Aus der p. 245 angeführten
Stelle ersehen wir, dass der Fussboden des Audienzzimmers der
Königin Elisabeth mit Heu bestreut war. Die Sitte bei feierlichen
Gelegenheiten die Zimmer, Kirchen u. s.w. mit Stroh, Heu, Binsen
u. s. w. zu bestreuen ist uralt und findet sich hie und da nament-
lich im nördlichen Europa auch jetzt noch, wahrscheinlich als Rest
eines auch in Indien vorhandenen Opferbrauchs. S. meine Bemer-
kung in Eberts Jahrbuch der roman. u. engl. Literat. 4, 118 f. zu
der bei Swist vorkommenden Redensart: »If we bad known of
your coming, we should have strewn rushes for you.« — XIII.
Cornish Antiquities (p. 248—298). Artikel geschrieben im
J. 1867 und veranlasst durch »Antiquities, Historical and Monu-
mental, of tbe County of Cornwall. By William Borlase. London
1769« und »A Week at the Land’s End. By J. T. Blight. Lond.
1861.« Er enthält Bemerkungen über die in Cornwallis noch vor-
handenen keltischen Alterthümer und den bereits nicht mehr im
Volksmunde lebenden cornischen Dialect der Cymrisprache. Müller
äussert bei dieser Gelegenheit, dass es die Sprache sei, die über
die Nationalität eines Volkes entscheide, nicht das Blut; denn
was verstehe man unter Blut? Es sei einer jener »wissenschaft-
lichen Götzen«, der, sobald man ihn zu definiren oder festzuhalten
suche, in Staub zerfalle, ein unbestimmter, hohler, verrätherischer
Ausdruck, der zur Zeit wenigstens aus dem Wörterbuche jedes
wahren Mannes der Wissenschaft verbannt bleiben sollte. Man
könne wohl eine wissenschaftliche Definition der keltischen Sprache
geben, jedoch habe bis jetzt noch Niemand eine Definition des
keltischen Blutes oder eines keltischen Schädels zu geben vermocht;
denn auch die Kraniologie schwebe hinsichtlich der Rassenunter-
schiede noch gar sehr in der Luft. Wenn die Tochter eines eng-
lischen Offiziers und einer hinduischen Ranee sich mit dem Sohne
eines russischen Edelmannes verheirathe, wie solle man den Spröss-
ling einer solchen Ehe classificiren ? Doch könne selbst dem reinen
hinduischen und slavischen Blute normännisches, deutsches und
romanisches Blut beigemischt sein, und welcher Chemiker werde
es wagen diese Mischung zu analysiren? Wer dagegen Griechisch
als seine Muttersprache spreche, sei ein Grieche, so wie anderer-
seits ein Bewohner von Constantinopel, selbst wenn sein Stamm-