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146

Cron: Beiträge zur Erklärung des Gorgias.

Zug nach Sicilien (415 vor Chr.) zu denken sein. Der vierte Abschnitt
(S. 47—75) hat die Gliederung des Gespräches zum Gegenstände
und sucht in eingehender Weise den Inhalt desselben in seinem
inneren Zusammenhang darzulegen, damit also auch den Gang der
Erörterung und Beweisführung klar zu machen. Hiernach ist in
der gegebenen Ausführung dreifach zu unterscheiden: erstens das
Doppel-Gespräch des Sokrates mit Gorgias und Polos über das,
was die Rhetorik ist und was sie vermag (cp. 2 — 36); in dem
ersteren Gespräch erscheint die Rhetorik als die Kunst, durch
Reden ohne Belehrung Ueberzeugung hervorzubringen, besonders
auf dem Gebiete des Rechts (cp. 2—15); im andern Gespräch
wird sie als keine wirkliche Kunst dargestellt, sondern nur als
eine Schmeichel- oder Scheinkunst, und ihre Macht als keine wirk-
liche, sondern nur als eine vermeintliche (cp. 16 — 36) bezeichnet.
Es folgt dann der andere Theil, das Gespräch des Sokrates mit
Kallikles über das, was der wahre Lebensberuf sei (cp. 37—78).
Wenn Kallikles diesen nicht in der Philosophie findet, sondern in
der Rhetorik, die allein Sicherheit und Macht verleihe (cp. 37 — 41),
so erfolgt die Prüfung dieser Ansicht (cp. 42 — 68) und die daraus
zu gewinnende Lehre, dass nicht das Streben nach Herrschaft und
Macht im Dienst der Menge, sondern Verwirklichung des Guten,
ohne Rücksicht auf die Gefahr des Lebens als die wahre Aufgabe
des Mannes, insbesondere des reehten Staatsmannes anzusehen sei
(cp. 69—78). Als dritter Theil des Ganzen erscheint (cp. 79—82)
die religiöse Bekräftigung dieser Ansicht durch die Darlegung von
dem Gericht über die Seelen nach dem Tode, und von den daraus
für den Zustand der Seele nach dem Tode sich ergebenden Folge-
rungen ; als Schluss cp. 83 ein Rückblick auf die vorhergegangenen
Gespräche und eine Ermahnung.
Wir haben diese ganze Disposition, wie sie vom Verfasser
gegeben ist (vgl. S. 73 und 74), nach ihren Hauptpunkten in der
Kürze angegeben, und müssen, was deren Begründung betrifft, auf
die vorausgehende ausführliche Erörterung in der Schrift selbst
verweisen.
Der andere, und zwar grössere Theil des Ganzen, da er von
S. 75—213 inclus. der von S. 198 an beginnenden Nachträge reicht,
betrifft die Erklärung des Textes, indem darin eine nahmhafte An-
zahl von Stellen näher besprochen wird, »über deren Lesart
oder richtige Erklärung zur Zeit noch Zweifel bestehen, über welche
eine Verständigung zu erzielen, daher wohl am Platz ist«; der
Verfasser folgt bei dieser Besprechung der natürlichen Ordnung
des Gespräches. Wir können hier, wo wir blos die Absicht haben,
auf diese Erscheinung aufmerksam zu machen und deren Charakter
anzugeben, nicht in das Detail dieser zum Theil selbst sehr aus-
führlich gehaltenen Besprechungen, wie z. B. zu der Stelle p. 450 D.
auf S. 83 — 90 oder zu 491 B. S. 141 ff. — nm nur zwei Fälle
der Art anzuführen —- eingehen, was wir andern philologischen
 
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