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226

Zur Mainzer Geschichte.

Galba (Sueton. Galb. c. 6) klatschten, gezogene Schluss auf die
Existenz eines T he at e r s zu Mainz schon um das J. 40—50 n. Ohr.
zu wenig begründet. Abgesehen nämlich von dem ganz allgemeinen
Ausdrucke eines feierlichen Schauspiels dürfte für jene frühe Zeit
nicht einmal ein amphitheater castrense, wie es bei andern Rö-
mischen Städten anzunehmen ist, in Mogontiacum vorhanden ge-
wesen_ sein: erst für die spätere Zeit möchten wir die Existenz
eines Theaters zu Mogontiacum vermuthen ; das OPVS THE we-
nigstens der oben besprochenen Kaiserinschrift (Brambach 1305),
dürfte nach dem von uns in den Nass. Annalen VII S. 59 ff. Be-
merkten mit mehr Wahrscheinlichkeit in OPVS THERMARVM als,
wieGrotefend wollte, in OPVS THEATRI zu ergänzen sein. Bäder
waren für die Römer ein unerlässliches Bedürfnis« zum Lebens-
comfort und ihr Bau kann in Mogontiacum wohl schon von der
XIII, XIII und XVI Legion in dem Laufe des ersten Jahrhunderts
begonnen , von der XXII in grossartigerer Weise fortgesetzt oder
erneuert worden sein: auf letzteres wenigstens deutet die vorer-
wähnte Urkunde, wahrscheinlich des bäderfreudigen Caracalla, und
Ziegelfunde aus Bädersubstruktionen hin: letztere sind gerade an
notorisch im Bereiche der römischen Stadt und Festung liegenden
Punkten der jetzigen Stadt aufgedeckt worden. Viel lieber als den
Bau eines Theaters möchten wir aber den Bau der unweit Mainz
in imposanten Pfeilerresten noch vorhandenen grossartigen W as ser-
lei tun g in diese frühe Zeit versetzen, da auch dieser Bau zu
den unabweisbaren Bedürfnissen von Stadt und Festung gehörte
und nach dem überall bewährten praktischen Sinne der Römer
sicherlich frühzeitig unternommen wurde. Da man nicht weiss,
wer diese Wasserleitung erbaut hat, zumeist jedoch, wie Professor
Klein (römische Denkmäler in und bei Mainz S. 9) nach Fuchs
angibt, an derselben Ziegelsteine mit LEG XIII GM gefunden
worden sind, welches Korps im Jahre 43 von Mainz nach Britan-
nien geschickt wurde und im Jahre 70 von dort mit jenem Bei-
namen ausgestattet zurückkehrte, so nimmt man an, dass diese
Legion jenen grossartigen Bau von vielleicht 500 Pfeilern errichtet
habe. Da nun aber weiter Sueton a. a. O. bei Schilderung der
Strenge und Thätigkeit des unter Caligula als Generalgouverneur
von Obergermanien fungierenden Galba ausdrücklich erwähnt, der-
selbe habe »veteranum ac tironem militem opere assiduo ge-
kräftigt (corroboravit)«, so kann wol vermuthet werden, dass die
14. Legion schon vor ihrem Ausmarsche das Werk der Wasser-
leitung begonnen und später nach ihrer Rückkehr völlig beendigt,
wenigstens durch Ziegelstempel ihre Betheiligung bei demselben
beurkundet habe. Die chronologischen Momente bestätigen diese
Vermuthung unverkennbar, und wenn irgend ein Werk, so muss
sicherlich der Bau einei’ Wasserleitung von so grossartigen Di-
mensionen an den fernen Grenzen des Reiches als ein »opus assi-
 
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