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Harms: Philosophische Einleitung.

und diese der sinnlichen Eigenschaften, der Ausdehnung und Gestalt
der Materie. Von den Eigenschaften der Materie wird der Ueber-
gang zur »Entstehungund Schöpfung der Materie« gemacht und daran
die Darstellung des Emanationssystemes, des Systemes der Evo-
lution und des Realismus geknüpft. Als die dynamische Evolutions-
theorie wird die Schelling’sche Naturphilosophie bezeichnet, mit
deren Kritik der Herr Verf. in der Entwickelung dieser Systeme
den Anfang macht. Mit Recht wird gegen Schelling geltend ge-
macht, dass die Materie nach seiner Anschauung aus dom Abso-
luten construirt werden soll und dass eine apriorische Deduction
des Stoffes aus dem Geiste unmöglich ist. Mit Recht wird her-
vorgehoben, dass zu jeder Erfahrung schon die Materie vorausge-
setzt werden muss und dass nicht ein, sondern drei Erkenutniss-
principien angenommen werden müssen, die nur durch die äussere
Erfahrung wahrnehmbare Materie, der durch die innere Wahr-
nehmung zum Bewusstrein kommende Geist und die Bedingung
aller Erkenntniss, das Absolute.
Der richtigen Auffassung des Schöpfungsbegriffes entspricht
das Gegebensein der Materie. Die Entstehung der Materie wird
auf dreifachem Wege zu erklären versucht. Diese Erklärungsver-
suche sind der Idealismus und die Systeme der Emanation und
der Evolution. Der Idealismus setzt den Geist als die alleinige
Substanz voraus und kennt keine andere Quelle der Erkenntniss,
als die innere Erfahrung, aus welcher er die Materie ableiten oder
durch welche er sie als blosses Phänomen von Relationen geistiger
Substanzen construiren will. Die Systeme der Emanation wollen
die Entstehung der Materie aus stufenweiser Entwickelung erklären,
indem sie zuerst einen andern Zustand der Materie, wie den gas-
förmigen voraussetzen und diesen nach und nach aus dem elastisch
flüssigen in einen festen Zustand übergehen lassen. Aber weder
der Idealismus, noch die Emanation sind, die Entstehung des
Stoffes zu erklären, im Stande. Die Materie muss schon gegeben
sein, wenn sie der Idealismus ableiten will, sie ist vor seiner Con-
struction vorhanden. Sie kann nicht durch innere Wahrnehmung
allein gewonnen werden, da sie durch die äussere Erfahrung als
ein Gegebenes wahrgenommen wird. Noch viel weniger kann die
Emanation genügen, da das Uebergehen der Materie von einem
Zustande in einen andern kein Entstehen, sondern ein Umgestalten
ist und das Ausgehen von einem ursprünglich andern Zustande der
Materie schon die Existenz derselben voraussetzt.
(Schluss folgt.)
 
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