Erfolge und Schicksals-
schlage an der
Ruperto Carola
Malula ist ein Gebirgsdorf auf
1400 Meter Hohe im Oalamun-
Gebirge in Syrien. Dort habe ich mit
meiner Familie zwei Jahre gelebt,
um die dort gesprochene neuwest-
aramaische Sprache zu lernen und
volkskundliche Texte auf Band auf-
zunehmen, die die Grundlage fur
meine Doktorarbeit bilden sollten.
Die tiirkische Region Hatay mit
ihrer traditionsreichen Hauptstadt
Antiochia ist ein Gebiet, in dem
hochst unterschiedliche arabische
Dialekte von Alawiten, Sunniten,
Christen und Juden gesprochen
werden. Die Beschreibung dieser
Dialekte in meiner Habilitations-
schrift und meine Grammatik des
Neuwestaramaischen, die beide an
der Universitat Erlangen entstanden
sind, miissen die Berufungskom-
mission der damaligen Fakultat fur
Orientalistik und Altertumswissen-
schaften der Universitat Heidelberg
bewogen haben, mich auf Platz eins
der Liste zur Besetzung des Lehr-
stuhls fur Semitistik zu setzen.
Mit meiner Berufung nach Heidel-
berg im Jahre 1999 war nicht nur
ein Umzug von Niirnberg nach
Heidelberg, sondern auch eine weit-
gehende Anderung meiner For-
schungstatigkeit verbunden: Vom
Aramaischen zum Mehri, von
Syrien und der Tiirkei in den Jemen
und nach Palastina.
Ich bin der Ruperto Carola und
ihrem damaligen Rektor, Jurgen
Siebke, bis heute von Herzen dank-
bar, das sie mir in den Berufungs-
verhandlungen einen Lektor fiir
die Mehri-Sprache aus dem Jemen
zugesagt haben. Von 2001 bis 2003
wirkte Askari Saad Hugayran
aus Hawf in Heidelberg als unser
Lehrer und Informant fiir die Mehri-
Sprache. Mein damaliger Assistent,
Alexander Sima, hat in dieser Zeit
zahlreiche Texte von ihm auf Ton-
band aufgenommen, die auf seinen
beiden Reisen in das Mahra-Land
noch durch Texte anderer Sprecher
erganzt wurden. Mit Askari Saads
Hilfe haben wir die Texte trans-
kribiert, die die Grundlage fiir
Alexander Simas Grammatik der
Mehri-Sprache bilden sollten.
Diese Grammatik wollte er als
Habilitationsschrift an der Philo-
sophischen Fakultat einreichen.
Im Herbst 2004 wollte Alexander
Sima auf einer dritten Reise in das
Mahra-Land die letzten Unklar-
heiten in seinem umfangreichen
Werk beseitigen und die Arbeit zum
Abschluss bringen. Von dieser Reise
kehrte er nicht zurrick. Er starb bei
einem Verkehrsunfall am 3. Sep-
tember 2004 nahe der omanischen
Grenze. Damit ist ein so glanzend
und hoffnungsvoll begonnenes For-
schungsprojekt zu einer der unge-
wohnlichsten und altertiimlichsten
semitischen Sprachen des Vorderen
Orients auf tragische Weise zu Ende
gegangen.
Alexander Simas umfangreiche
Sammlung von Mehri-Texten habe
ich aber gemeinsam mit meiner
englischen Kollegin Janet Watson
im Jahre 2009 herausgegeben. Sie
bilden eine unerschopfliche Fund-
grube fiir das weitere Studium
dieser Sprache.
Nach dem Tode von
Alexander Sima haben 2^
mich meine israeli-
schen und palasti-
nensischen Kolle-
gen aus
Jerusalem und
Bethlehem gebe-
ten, an mehren
Projekten zur
Erforschung der
palastinensischen YgY
Dialekte mitzuwir- 1
ken. Dafiir hat mich die ;
Ruperto Carola mehrmals
von meinen Lehrverpflichtun-
gen befreit. Auch dafiir bin ich ihr
aufierordentlich dankbar.
In den vergangenen Jahren hat die
alte Ruperto Carola viele hektische
Aktivitaten entwickelt, an denen
ich nur gelegentlich mitgewirkt
habe. Ich hoffe, dass sie mir das
verzeiht und mir auch in Zukunft
die notige Ruhe gewahren wird, um
mein umfangreiches Worterbuch
des Neuwestaramaischen abzu-
schliefien.
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schlage an der
Ruperto Carola
Malula ist ein Gebirgsdorf auf
1400 Meter Hohe im Oalamun-
Gebirge in Syrien. Dort habe ich mit
meiner Familie zwei Jahre gelebt,
um die dort gesprochene neuwest-
aramaische Sprache zu lernen und
volkskundliche Texte auf Band auf-
zunehmen, die die Grundlage fur
meine Doktorarbeit bilden sollten.
Die tiirkische Region Hatay mit
ihrer traditionsreichen Hauptstadt
Antiochia ist ein Gebiet, in dem
hochst unterschiedliche arabische
Dialekte von Alawiten, Sunniten,
Christen und Juden gesprochen
werden. Die Beschreibung dieser
Dialekte in meiner Habilitations-
schrift und meine Grammatik des
Neuwestaramaischen, die beide an
der Universitat Erlangen entstanden
sind, miissen die Berufungskom-
mission der damaligen Fakultat fur
Orientalistik und Altertumswissen-
schaften der Universitat Heidelberg
bewogen haben, mich auf Platz eins
der Liste zur Besetzung des Lehr-
stuhls fur Semitistik zu setzen.
Mit meiner Berufung nach Heidel-
berg im Jahre 1999 war nicht nur
ein Umzug von Niirnberg nach
Heidelberg, sondern auch eine weit-
gehende Anderung meiner For-
schungstatigkeit verbunden: Vom
Aramaischen zum Mehri, von
Syrien und der Tiirkei in den Jemen
und nach Palastina.
Ich bin der Ruperto Carola und
ihrem damaligen Rektor, Jurgen
Siebke, bis heute von Herzen dank-
bar, das sie mir in den Berufungs-
verhandlungen einen Lektor fiir
die Mehri-Sprache aus dem Jemen
zugesagt haben. Von 2001 bis 2003
wirkte Askari Saad Hugayran
aus Hawf in Heidelberg als unser
Lehrer und Informant fiir die Mehri-
Sprache. Mein damaliger Assistent,
Alexander Sima, hat in dieser Zeit
zahlreiche Texte von ihm auf Ton-
band aufgenommen, die auf seinen
beiden Reisen in das Mahra-Land
noch durch Texte anderer Sprecher
erganzt wurden. Mit Askari Saads
Hilfe haben wir die Texte trans-
kribiert, die die Grundlage fiir
Alexander Simas Grammatik der
Mehri-Sprache bilden sollten.
Diese Grammatik wollte er als
Habilitationsschrift an der Philo-
sophischen Fakultat einreichen.
Im Herbst 2004 wollte Alexander
Sima auf einer dritten Reise in das
Mahra-Land die letzten Unklar-
heiten in seinem umfangreichen
Werk beseitigen und die Arbeit zum
Abschluss bringen. Von dieser Reise
kehrte er nicht zurrick. Er starb bei
einem Verkehrsunfall am 3. Sep-
tember 2004 nahe der omanischen
Grenze. Damit ist ein so glanzend
und hoffnungsvoll begonnenes For-
schungsprojekt zu einer der unge-
wohnlichsten und altertiimlichsten
semitischen Sprachen des Vorderen
Orients auf tragische Weise zu Ende
gegangen.
Alexander Simas umfangreiche
Sammlung von Mehri-Texten habe
ich aber gemeinsam mit meiner
englischen Kollegin Janet Watson
im Jahre 2009 herausgegeben. Sie
bilden eine unerschopfliche Fund-
grube fiir das weitere Studium
dieser Sprache.
Nach dem Tode von
Alexander Sima haben 2^
mich meine israeli-
schen und palasti-
nensischen Kolle-
gen aus
Jerusalem und
Bethlehem gebe-
ten, an mehren
Projekten zur
Erforschung der
palastinensischen YgY
Dialekte mitzuwir- 1
ken. Dafiir hat mich die ;
Ruperto Carola mehrmals
von meinen Lehrverpflichtun-
gen befreit. Auch dafiir bin ich ihr
aufierordentlich dankbar.
In den vergangenen Jahren hat die
alte Ruperto Carola viele hektische
Aktivitaten entwickelt, an denen
ich nur gelegentlich mitgewirkt
habe. Ich hoffe, dass sie mir das
verzeiht und mir auch in Zukunft
die notige Ruhe gewahren wird, um
mein umfangreiches Worterbuch
des Neuwestaramaischen abzu-
schliefien.
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