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Hilgert, Markus [Editor]; Wink, Michael [Editor]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Editor]
Heidelberger Jahrbücher: Universität Heidelberg: Menschen, Lebenswege, Forschung — Heidelberg, 55.2011(2013)

DOI issue:
Hell, Rüdiger
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29291#0059

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fur Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung
in Gatersleben, einem 2000-Seelendorf mitten in der
Magdeburger Borde. Hier ist voile Konzentration auf
Pflanzenforschung moglich, ohne Ablenkung durch an-
dere Wissenschaften. Bei der Riickkehr an die Univer-
sitat gait es dann, zwischen Diisseldorf und Heidelberg
zu wahlen, und ich habe mich fur die goldene Mitte
entschieden: eine kleine Grofistadt mit dem akademi-
schem Reichtum einer alten Universitat. Das Gliick,
einen bedeutenden Lehrstuhl der Botanik zu iiberneh-
men, hat sicher bei der Entscheidung geholfen: Der
wahrscheinlich bedeutendste Heidelberger Botaniker
Wilhelm Hofmeister entdeckte hier in der Mitte des
19. Jahrhunderts mit den Mitteln der Vergleichenden
Anatomie den Generationswechsel der Pflanzen. Die
grofte Tradition der pflanzlichen Entwicklungsbiologie
wurde auch in den 6oer und 7oer Jahren des 20. Jahr-
hunderts von Martin Bopp, meinem Vor-Vorganger,
mit modernen Methoden fortgefuhrt. Was mich an der
Universitat Heidelberg fasziniert, wird durch ihr Motto
„semper apertus" in unvergleichlich klarer und kurzer
Weise dargestellt. Die Vielfalt einer Universitat mit
eindrucksvoller Natur- wie Geisteswissenschaftlicher
Geschichte und Gegenwart in Kombination mit Inter-
nationalist ist ein idealer Platz fur freies Denken und

Handeln. Die Forschungsfreiheit ist ein unersetzliches Gut
fur Forschung und Lehre. Ihre Umsetzung an einem Ort
wie der Universitat Heidelberg ist in hervorragender Weise
moglich. Nicht zuletzt diese geistige Freiheit und Offen-
heit bedingen die hohe Attraktivitat und Anziehungskraft
der Ruperto Carola: Ein Drittel unserer Studenten und
Postgraduierten stammen aus dem Ausland und die Uni-
versitat wird so attraktiv fur die besten Dozenten. Wah-
rend der Campus Im Neuenheimer Feld ganz der Gegen-
wart und Zukunft verschrieben ist (ich werde ihn wohl
in meiner Dienstzeit nie ohne Baustelle erleben diirfen),
lehrt ein Spaziergang durch die Altstadt Heidelbergs die
Einordnung in den grofien Zusammenhang der Wissen-
schaft. Viele Tafeln an Hauserfronten erinnern an groSe
Forscher, Hochschullehrer und Kiinstler, die vor allem in
Heidelbergs ganz grofier Zeit im 19. Jahrhundert kurzer
oder langer hier verweilt haben. Die meisten Namen sind
dem interessierten Besucher kaum mehr bekannt, ebenso
wie die damit verbundenen Leistungen, so bedeutsam sie
fur den zivilisatorischen oder intellektuellen Fortschritt
ihrer Zeit auch gewesen sein mogen. Vergangenheit, Gegen-
wart und Herausforderungen der Zukunft werden in
Heidelberg zwanglos zum Besten verbunden. Ich fiihle
mich hier sehr wohl.

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