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Hulin de Loo, Georges [Honoree]
Mélanges Hulin de Loo — Bruxelles [u.a.], 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.42068#0046

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MÉLANGES HULIN DE LOO

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dass jeder Wassertropfen sie zerstort; drittens ist die
Leinwand meist selir fein und daher oft brüchig geworden.
Ein normales Unterziehen der Leinwand mit einer nenen
aber ist unmoglick, da die Hitze des Bügéleisens gleickfalls
die Farbe zerstort. Auch Leim dringt durch die Leinwand
dnrcb und verscklingt die Farbe, sodass nur ein selir vor-
siehtiges trockenes Aufziehen auf einen festen Grand
moglich ist.
Die altesten erhaltenen niederlandischen Wasserfarben-
malereien stammen aus der Mitte des XV. Jalirkunderts.
Da wir aber Avissen, dass auch Jan van Eyck und Roger
van der Weyden sicb gelegentlich dieser Technik bedient
haben, ist Gustav Glücks Vermutung 1), dass ihre Anfange
sogar auf die Zeit vor der Erfindung der niederlandiseben
Technik der Oelmalerei anf Holz zurückgehen, nicht von
der Hand zu weisen. Wasserfarbenmalereien anf Leinwand
wurden jedenfalls auch sckon in der ersten Halfte des XV.
Jahrhunderts nicht nur in den Niederianden sondern auch
in Frankreich nnd in Deutschland gemacht. Es kandelt sich
dabei sowohl bei den franzosischen wie bei den deutschen
Denkmalern um Werke grosser Dimensionen, die anders
wie die niederlandiseben Bilder dieser Art ganz bestimmten
Zwecken diencen. In Frankreich ist vor allem eine sehr
umfangreiche Schopfung dieser Gattung erhalten, der ehe-
malige Schmuck des Hôtel Dieu in Reims, der jetzt die
Wande eines grossen Saales des Muséums dieser Stadt
bedeckt. Es handelt sich hier um Wandbehange, die offen-
bar dem gleiclien ZAvecke dienten wie Wandteppiche, also
nicht etwa um Vorlagen für Bildteppiche sondern um einen
billigeren Ersatz derselben. In Deutschland aber sind viel-
fach die grossen Fasten-oder-Hungertiicher, die bestimmt
Avaren in der Fastenzeit den Altar zu verhüllen, in dieser
Technik gemalt. Es handelt sich also auch hier um einen
Ersatz für kostbarere GeAA^ebe. Wahrend bei den franzo-
sischen Wandbehangen eine einzige grossfigurige Darstel-
lung jedes einzelne Stück ziert, sind die deutschen Hunger-
 
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