MÉLANGES HULIN DE LOO
41
kornig, leicht krustig und von jener verwitternden Ober-
flachenbeschaffenhei t, die für die stoffliche Struktur aller
von Bosch gemalten Dinge bezeichnend ist.
Ein ganz dnnkel goldgriiner Olivton umfangt als Grand
den Akkord der Farben. Herrlich schliesst das naehtliche
Goldgrün (Olivgrundierung mit goldbrauner Lasnr) das
Bild znsammen, lâsst die Farben aus tiefer Gebundenheit
herausleuchten. Aehnlich lieben sich tief lenchtende Farben
von warmem Diimmer des Rasengrundes anf dem Genter
hl. Hieronymus ab. Die Bindung des Grundes durchwirkt
auch die Gestalten. Warm leuchtet sie aus der sorgsam
vertriebenen Schattenmodellierung von Pilati Antlitz.
Prachtvoll sind die Augen des Landpflegers. In ihnen
wird der Strich lockerer; der Pinsel zeichnet. Es stromt
etwas von dem Unmittelbaren, Suggestiven der Feder-
zeichnungen Bosch’ ein. Dieser Blick bohrt und sticht,
verrat aber auch Angst. Das tiefe Braun der Pelz-
verbramung der Schaube unschliesst ein Wams von dunk-
lem Blau. Auf dem sonoren Lackbraunrot des sachte
aufglühenden Samts glitzert des seidige Messinggelb des
Umschlags ; in leichtem Impasto, das bei aller Sorgfalt
des farbigen Auftrags die Struktur des Pinselstrichs
bewahrt, ist er liber den Kontur von Christi Mantel hin-
weggeführt, der deutlich darunter hervorwâchst. Bleich
leuchten die Hande auf dunklem Grund. In ihnen kommt
das wunderbar Durchfühlte, Organische Bosch’scher Male-
rei vielleicht am deutlichsten zum Ausdruck. Sie wirken
wie Lebewesen für sich — gebrechlich, durchscheinend,
dass man das Blut in den Adern pulsieren zu sehen glaubt.
Schwarzgraues Raucliwerk, das mit dem Stirnhaar ver-
wachst, fasst das blaulich angelaufene Weinkarmin des
Turbans. Dasselbe Karmin windet sich als Scharpe um
den Hais des Pharisaers, als Band um seines schwarze
Haube. Das Sandgelb seines Kleides verbramt ein duftig
gemaltes Schwanenpelzchen. Sein Antlitz ist fahler als das
Pilati, gelblich mit violettlichen Schatten.
41
kornig, leicht krustig und von jener verwitternden Ober-
flachenbeschaffenhei t, die für die stoffliche Struktur aller
von Bosch gemalten Dinge bezeichnend ist.
Ein ganz dnnkel goldgriiner Olivton umfangt als Grand
den Akkord der Farben. Herrlich schliesst das naehtliche
Goldgrün (Olivgrundierung mit goldbrauner Lasnr) das
Bild znsammen, lâsst die Farben aus tiefer Gebundenheit
herausleuchten. Aehnlich lieben sich tief lenchtende Farben
von warmem Diimmer des Rasengrundes anf dem Genter
hl. Hieronymus ab. Die Bindung des Grundes durchwirkt
auch die Gestalten. Warm leuchtet sie aus der sorgsam
vertriebenen Schattenmodellierung von Pilati Antlitz.
Prachtvoll sind die Augen des Landpflegers. In ihnen
wird der Strich lockerer; der Pinsel zeichnet. Es stromt
etwas von dem Unmittelbaren, Suggestiven der Feder-
zeichnungen Bosch’ ein. Dieser Blick bohrt und sticht,
verrat aber auch Angst. Das tiefe Braun der Pelz-
verbramung der Schaube unschliesst ein Wams von dunk-
lem Blau. Auf dem sonoren Lackbraunrot des sachte
aufglühenden Samts glitzert des seidige Messinggelb des
Umschlags ; in leichtem Impasto, das bei aller Sorgfalt
des farbigen Auftrags die Struktur des Pinselstrichs
bewahrt, ist er liber den Kontur von Christi Mantel hin-
weggeführt, der deutlich darunter hervorwâchst. Bleich
leuchten die Hande auf dunklem Grund. In ihnen kommt
das wunderbar Durchfühlte, Organische Bosch’scher Male-
rei vielleicht am deutlichsten zum Ausdruck. Sie wirken
wie Lebewesen für sich — gebrechlich, durchscheinend,
dass man das Blut in den Adern pulsieren zu sehen glaubt.
Schwarzgraues Raucliwerk, das mit dem Stirnhaar ver-
wachst, fasst das blaulich angelaufene Weinkarmin des
Turbans. Dasselbe Karmin windet sich als Scharpe um
den Hais des Pharisaers, als Band um seines schwarze
Haube. Das Sandgelb seines Kleides verbramt ein duftig
gemaltes Schwanenpelzchen. Sein Antlitz ist fahler als das
Pilati, gelblich mit violettlichen Schatten.