Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

KtchLtttulLWitti-lLSttk ^shrgittlg.

3. Keft.

^jutlgirrt. Htipltig «inl Hren.

Der Dampyr.
Bulgarische Erzählung
Hans Wachrnhusen.

(Fortsetzung.)
6. Sclwa's Schicksal.
In Jowan's Hause herrschte die tiefste Stille. Marko schlich
durch dasselbe niedere Thor zurück in das Gehöft. Er verschloß

und verriegelte es von innen sorgfältig, kroch dann durch den
dunklen Raum und fand die Wächter schnarchend an dem ver-
glimmenden Feuer.
Was nützte es, sie zu wecken! Gegen den einen Räuber
gab es keinen Schutz! Er trat in's Haus. Alles still. Selbst
die Flurlaterne brannte nicht. Er tappte an alle Thüren, sie
waren verschlossen. Er betrat die breite Holzstiege und rief
hinauf:
„Gospodin Jowan! Wacht auf, wenn Ihr schlaft! Marko
muß Euch sprechen!"
Schwere Tritte dröhnten endlich oben auf den hohlen Dielen,
daß das Gebälk knarrte. Jowan selbst, mit dem breiten brau-

nen Kaftan angethan, die Filzkappe auf dem Haupt, eine Leuchte
in der Hand, erschien oben an der Treppe.
„Herr, es ist Wichtiges, was ich Euch zu sagen habe!"
keuchte der Alte die Treppe hinan. „Der Mudir will Euch
und Euer ganzes Haus verderben, ich hab's von einem frän-
kischen Effendi, der es im Divan gehört. Er will Euch ergreifen,
einsperren und vor's Gericht stellen lassen, weil Ihr mit den Mos-
kows drüben jenseits des Stromes verkehrt, weil Ihr ein Spion
seid, und da seine Kawassen Euch selbst nicht gefunden, hat er
das Kind als Geisel für Eure Person fortschleppen lassen."
Jowan stand da, den Unglücksboten anstarrend. Die Leuchte
zitterte in seiner Hand.


Jllustr. Welt. XXVI. z.

Die Tanzstunde. Originalzeichnung von C. Offterdinger. (S. 55.)

8
 
Annotationen