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^ithrgilns.

2^. ^tottgsrrl, Idipris «nil Dien.

Der Mrautring der Urgroßmutter.
Erzählung
von
K. von Windelt.
(Nachdruck verboten.)
Die verwittwete Räthin Heller und ihr Sohn Robert saßen
sich in einem traulichen Zimmer, in der Wohnung der Ersteren,
gegenüber. Die Dame sprach sehr eifrig, ihr Sohn antwortete

verdrossen; er schien von dem Thema des Gesprächs nicht
sonderlich erbaut zu sein.
Die Räthin war eine frische Frau von kaum fünfzig Jahren.
Sie war brünett. Sie hatte marlirte Züge und ein stark vor-
springendes Kinn verstärkte noch den energischen Ausdruck ihrer
ganzen Erscheinung; wenn sie sprach, und sie sprach nicht selten,
geschah es mit lebhaftem Geberdcnspiel.
Robert hatte in seinem Aeußern wenig Aehnlichkeit mit
seiner Mutter, er hatte zwar, wie sie, dunkles Haar und braune
Augen, aber cs lag etwas Weiches, beinahe Träumerisches in

seinem Wesen; er war phlegmatisch, was seiner Mutter ganz
und gar fremd war.
Wenn man sich bei Robert den Bart wegdachte und die
hohe, kräftige Gestalt, dann konnte man sich leicht vorstellen,
welch' schöner Knabe er gewesen sein mußte. Er war der Lieb-
ling seiner Mutter und er hatte, obgleich Gatte und selbst
Vater, und in Amt und Würde, seine Kindlichkeit ihr gegenüber
nicht abgelegt; man konnte sich nicht leicht ein innigeres Ver-
hältniß denken, als hier zwischen Mutter und Sohn. Mama
Heller sagte:


Weltausstellung in Paris. Der tunesische Bazar. 578.)

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Lllustr. Welt. XXVI. 24.
 
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