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Illukrirte Melt.

79

fangen dann bald an zu schwitzen und strampeln sich
bloß. Daß dann bei der nackten,, ischweißigfeuchten
Haut sehr leicht eine Erkältung 'eintritt, ist ganz
natürlich. Vollständig unbeschadet dagegen ruht ein
Kiudlein in einem angenehm kühlen Schlafzimmer,
welches durch die gleichmäßig eindringende frische Luft
stets auf normaler Temperatur erhalten bleibt. Sehr
hübsch ist dies Poetisch geschildert in einem Verse in
„Kinderlust":
Schweigend ruht die müde Erde,
Und wie eine Lämmerherde
An dem dunkeln Himmel zichn
Tarnend Sternlein drüber hin.
Durch das Fenster strömt herein
Nachtluft, würzig, kühl und rein;
Und mein Kindlein schlafet fest
In dem kleinen, warmen Nest;
Ohne Leid und ohne Sorgen
Schläft es ruhig bis zum Morgen.
Ganz besonders wohlthuend und heilsam wirkt
frische Luft in der Nacht bei allen Schwachbrüstigen,
Lungeulahmen, Bleichsüchtigen, Asthmatikern und an
Schlaflosigkeit Leidenden. Diese müssen die Ventilation
stets in reichlichstem Maße Herstellen und sich zum
Schutze gegen Kälte lieber wärmer zudecken und eine
Bettjacke anziehen, damit Schultern und Hals geschützt
sind. Auch vollblütige Personen und solche, welche am
Abend dem Bacchus oder Gambrinus etwas mehr ge-
huldigt haben, sollen in möglichst kühler, frischer Luft
schlafen; dadurch wird der Blutandrang nach dem
Kopfe und das beängstigende heiße Gefühl bedeutend
verringert.
Fassen wir nun unsre Betrachtung kurz zusammen,
so ergeben sich zur Erzielung eines wirklich gesunden,
erquickenden Schlafes, der für jeden Menschen überaus
wichtig und für seine Arbeitskraft und Schaffenslust
durchaus nötig ist, folgende drei unumgänglich not-
wendigen Gebote:
1. Schlafe stets bei offenem Fenster, und zwar
2. In der wärmeren Jahreszeit öffne nachts im
Schlafzimmer das Fenster;
3. In der kalten Jahreszeit öffne nachts im ge-
heizten Schlafzimmer das Fenster oder im
geheizten Nebenzimmer bei weit geöffneter
Verbindungsthür; jedoch sei in beiden
Fällen das Fenster verhängt.

Milcher bei Caub.
«Bild S. 77.>
Wenn die Geschichte des großen Befreiungs-
krieges mit ihrem gewaltigen Ringen an unserm
geistigen Auge vorüberzieht, so wird unser deut-
sches Herz wie magisch immer von einer Gestalt
angezogen: der deutschesten unter den deutschen, dem
alten Blücher. Und wahrlich, die Zeit bedurfte
solcher Männer! — Denn sie war sehr groß, aber
auch sehr klein. Wie der große Befreiungsgedanke
in Preußen aus der Seele des Volkes empor-
gewachsen war und erst das Königtum durch die
Macht und Glut feiner Idee mit fortriß — so
geht durch den ganzen Krieg der verbündeten
Mächte derselbe Zwiespalt. Im Heer, in der
großen Masse der Glaube ans Glück, der rücksichts-
los wagende Mut — doch im Bannkreis der
Throne die fast ängstliche Vorsicht, das unsichere
Tasten. Die Diplomatie verdarb nur zu oft, was
das Schwert gethan. Es war die ewig wechselnde Jnteressenpolitik
der Verbündeten, die die großen Bewegungen immer wieder
henimte und Napoleon immer wieder Luft ließ. Da war Oester-
reich mit Metternichs hinterlistiger Gaukelpolitik — da war Ruß-
land, das immer wieder mit Frankreich kokettierte und Preußen
zuletzt die verdienten Siegesfrüchte entriß — da war Schweden
mit seinem geschmeidigen Bernadotte, der nie recht wußte, wem
er den Schlachtensieg wünschen sollte und darum niemals zu
scharfer Aktion zu haben war. Selbst als Leipzig geschlagen war
und Napoleon nur mit Not bis über den Rhein durchbrach, war
man im Lager der Verbündeten sich noch keineswegs klar, ob
man dem Löwen in seine Höhle folgen dürfe, oder ob man ihm
fast alles lasten solle, was er zusammengeraubt. Da wetterte
der alte Blücher. Er verstand die Federfuchser nicht, die immer
wägten und niemals wagten. Ueber den Rhein, nach Frankreich,
nach Paris — und da dem großen Sündenbabel mit Zinsen
zurückbezahlt, was es an Europa gesündigt: das war der Rache-
wunsch seines deutschen Herzens. Und gerade am Rhein wollte
die Diplomatie Halt machen. Es bedurfte der staatsmännischen
Wucht des Freiherrn v. Stein, den Uebergang durchzudrücken.
Damals schrieb Arndt sein patriotisch glühendes Werk: «Der
Rhein Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze!" —
Die ganze öffentliche Meinung, die Erregung eines jahrelang ge-
mißhandelten Volkes mußte sich gegen die kleine Vorsicht der
Großen auflehnen, und langsam, wie geschoben von einem eisernen
Druck, dem sie nur widerwillig nachgaben, rückten die Heere
gegen den deutschen Strom vor.
In der Neujahrsnacht 1813—14 überschritt die schlesische
Armee unter Blücher den Rhein bei Caub, zwischen Bingen
und Coblenz.
Den „Marschall Vorwärts" in dieser Neujahrsnacht zeigt uns
das Bild. Es ist ein elendes Quartier, das der flackernde
Kandelaber erleuchtet. Auf dem plumpen Tisch wird die Karte
Frankreichs entrollt. Ein Ordonnanzoffizier von den Totenkopf-
hujaren hat eine Meldung gebracht. Blücher ist in patriotischer
Wallung, er hat die Marschroute der Armee aus französischem

Boden gezeigt. Jetzt ruht sein Finger auf dem dunkeln Punkt,
der Paris markiert. Sein schönes Auge flammt. Denn erst in
Paris dars der Friede geschlossen werden, nachdem nian den ent-
thronten Kaiser aus feinen Tuilerien gejagt und der eiteln
Nation den. Stahlfuß auf den Nacken gefetzt hat. — Neben
Blücher Gneisenau, der Chef seines Generalstabs, der feinste Kopf
in der schlesischen Armee.
Bei Caub entschied sich das eigentliche Schicksal Frankreichs.
Die verbündeten Heere, die den Rhein überschritten, hatten der
feigen Vorsicht entsagt — sie fürchteten den verwundeten Löwen
nicht mehr, sie wollten ihn einhegen zur letzten Wunde. Wie
glänzend sich auch Napoleons Feldherrntalent gerade jenseits
des Rheines bewährte, mit der Ueberschreitung des Rheines bei
Caub war der Bann der französischen gloirs endgültig ge-
brochen.

NE" Zur Mirabeitage von -Lest 3. "WU
Das reizende Kunstblatt
„Die fünf Kinne",
das in anmutenöster Veile in fünf Einzeldarstellungen
zeigt: wie unsre „Alieze" sieht, hört, riecht,
schmeckt und fühlt, wird sicher den ungeteilten
Veifall unsrer Leserinnen und Leser finden. Der
Künstler hat es aber auch trefflich verstanden, für
jedes der Drgane eine Situation zu schaffen, die es zu
liebenswürdig-humoristischem Ausdruck bringt.
Amüsante Wissenschaft.
Ein Oval mit einem gewöhnlichen Zirkel in einem einzigen
Zuge zu zeichnen. Die Konstruktion eines Ovals ist keineswegs
eine so einfache Sache. Es gehören dazu verschiedene Kreislinien,
die sich unter einander ergänzen. Es gibt allerdings Zirkel, mit
denen man ein Oval in einem Zuge Herstellen kann; das sind
aber komplizierte und ziemlich teure Werkzeuge. Das Mittel oder
vielmehr die Art und Weise, wie man diese Figur mittelst ge-

Ein Oval mit einem gewöhnlichen Zirkel in einem einzigen Zuge zu zeichnen.


wohnlichen Zirkels in einem einzigen Zuge herzustellen vermag,
ist also nicht ohne Wert. Dabei ist es von der größten Ein-
fachheit. Man braucht nur uni eine hölzerne oder pappdeckelne
Rolle das Stück Papier, auf dem das Oval zu stehen kommen
soll, zu wickeln, so daß es darauf festsitzt. Nun setzt man die
Spitze des Zirkels auf dem Punkte ein, der den Mittelpunkt
des Ovals bilden soll, und beschreibt mit dem andern, mit einem
Bleistift oder einer Reißfeder versehenen Schenkel einen Kreis,
der aber infolge der Aufrollung des Papiers ein Oval wird,
wie die kleine Figur links es zeigt.

Neue Aucher und Schriften.
Gustav Freytags gesammelte Werke. 2. Auflage. Leipzig, S. Hirzel. —
Wiederholt schon haben wir diese neue, elegant ausgestattete Ausgabe
unfern Lesern warm empfohlen und thun dies auch bei Gelegenheit des eben
erschienenen 11. Bandes („Die Ahnen," vierte Abteilung) mit Vergnügen
wieder.
Floerichs, vr. Curt, Naturgeschichte der deutschen Sumpf- und Strandvögel.
Mit 44 Illustrationen. Magdeburg, Creutzsche Verlagsbuchhandlung. —
Tas Buch soll eine Ergänzung bilden zu den bekannten Or. Rußschen
Handbüchern über die Kleinvogelwelt; es ist deshalb in erster Reihe für
den Landwirt, Forstmann, Jagdliebhaber und Naturfreund bestimmt,
an die es sich in anregender Weise und gemeinverständlicher Sprache
wendet, trefflich unterstützt durch die zahlreichen Abbildungen.

Allerlei Kurzweil.
Klein- und Großrätsel.
Klein geschrieben sollt' es jeder.
Wie die Pflicht es ihm gebeut;
Leider aber fehlt es oftmals.
Dem an Kopf und dem an Zeit.
Groß geschrieben sind wir's alle,
's wiegt oft leicht und 's wiegt oft schwer;
Zweie nur sind ausgenommen.
Doch — das ist schon lange her!

Magisches Zeichenräilel: „Schweigen".


Keltenrätsel.
Laden — Parade — Wechsel — Paket — Amt — Forni —
Meister — Breite — Messer — Wand — Berg — Klub — Herr —
Holz —.
Zwischen je zwei der obcnstehenden Wörter ist ein verbindendes
Hauptwort zu fügen, und zwar in der Weise, daß, wen» dasselbe dem
ersten nach-, dem zweiten vorgesetzt wird, zwei neue, zusammengesetzte
Wörter entstehen. Nun setze man die Kette fort und schließe dieselbe
mit dem Wort, von dem man ausging, ab.

Worträtsel.
Mil S ist's alt, mit P jung Blut,
Mit L wie G bald schlecht, bald gut.
Zerlegaufgabe.

Man bilde aus den Teilen obenstehendcr zwei Kreuze ein Quadrat


ÄrgänMngsrätsel.
Der Kaufmann braucht den-, Der Schiffer braucht das — —,
Der Schneider braucht das —, Das Vaterland das —,
Ter Bauersmann braucht-, Der Arme braucht den — —,
Ter Glaser der braucht —, Der Tote braucht — —.
Die Striche sind durch Silben beziehungsweise Wörter zu ersetzen,
die sich abwechselnd reimen.
Auflösungen der Rätsel Seite 683 vorigen Jahrgangs.
Des Monogrammrätsels: Walter.
Des Buchstabenrätsels: Abonnenten.
Der rätselhaften Inschrift: Die Inschrift ist von oben
nach unten, zeilenweise «über das ganze Viereck), dreimal abzulcsen, und
zwar das erste Mal jene Worte oder Silben, bei denen ein Punkt steht,
das zweite Mal jene, wo ein Punkt mit Strich und das dritte Mal,
wo ein Strich und zwei Punkte stehen. Das Ganze giebt den Text:
I. Richter richte recht, 2. denn der dich richtet, 3. ist gerecht!
Des Silbenrätsels: Heimatschein.
Des Worträtsels: Verlustliste.
Auflösungen der Rätsel Seite 55.
Des Ergänzungsrätsels:
Du weißt, o lieber Gott, wie ich ihn möchte
Den einen, den ich lieben soll!
Nicht weichlich zahm, nicht daß ich daran dächte.
Doch immer sanft und liebevoll'
Schön, doch ein Mann!
Und fleißig, doch nicht ganz in seinen Fleiß vergraben.
Und weise, wie man's nur begehren kann.
Doch nicht zu ernst, nicht zu erhaben!
Hold gegen alle, doch nur mein allein.
Geliebt von allen, ja, auch Las mag sein.
Doch keine soll so lieb wie ich ihn haben!
Des Umwandlungsrätsels: Turin, Tarif, Paris, Basis,
Basel.
Des Worträtsels: vermessen.
Des Liederansangrätsels: Noch sind die Tage der
Rosen. . .
Des Bilderrätsels: Der eine schlägt den Nagel ein, der
andre hängt den Hut dran.
Des Königszug-Rösseksprungs:
Wen» Kinder kerbe»...
Wenn Kinder sterben — so zur Tämmerzeit,
Eh' sich des Tapes letzte Lichter wenden, —
Sie liegen still im Weißen Sonntagskleid,
Ten Kops gesentt, mit Blumen in den Händen.
Kein Vogel singt durch Tämmer mehr und Tust,
Kaum rühren sich die tiesgebeugten Aehren —
Hoch aber liegt ein Läuten in der Lust,
Als ob's die Glocken von dort oben wären...
Bon Karl Busse.

Hlmdschriftenbeurteillmg.
N. in K, R. Eine ausgesprochene Individualität, geistig sehr klar
itnd von objektivem Urteil, dabei vielseitiger angelegt als entwickelt.
Familienstolz und auch persönliches Selbstgefühl sind vorhanden, Loch
ist das Austretcn zwar sicher, aber doch bescheiden.
A. I., Lehrer in Nb. Sie können sich trotz Ihrem Beruf nur
schwer in das Schablonenhafte finden und haben Mühe, Maß zu baltcn
und. sich zu beschränken, aber Sie sind pünktlich, genau, gewissenhaft
auch im Kleinen und bestreben sich stets, den Verstand vorwaltcn zu
lassen. L. Meyer, Raoaz.
 
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