Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung (46.1898)

Der Kitt ums Gluck.
Sportroman
von
Wilhelm Weyer-Jörster.

Achtzehntes Kapitel. 8
(oMsrau Griotte hatte in einem kurzen, ungeschickt
stilisierten Briefe Konrad gebeten, sie einmal,
aber wenn möglich bald, aufznsuchen, sie hätte
um seinen Rat zu bitten. Er hatte jetzt un-
gleich weniger als früher zu thun, der große Haushalt
war aufgelöst, und Brandes und er wohnten im
„Kaiserhof".

An einem Nachmittage des Juni vor seiner Abreise
nach Hamburg ging er hin und sand Frau Griotte
allein. Die gute Frau hatte ihn wohl nicht so bald
erwartet und kam in eine maßlose Verwirrung, als
sie die Unordnung ihrer Kleidung und ihrer Wohnung
zu entschuldigen versuchte. Ein unangenehmer Geruch
von Wäschedampf ging durch beide Zimmer, ein Zuber
mit blaufeuchter Leinwand stand in der Mitte, und
Frau Griotte in Pantoffeln, rotem Unterrock und hoch-
gestreiften Aermeln machte allerdings einen unerhört
unvorteilhaften Eindruck.
Sie war ganz fassungslos, sprang hinter eine
Gardine und wieder hervor, riß an dem Zuber, um
ihn fortzuschaffen, veranlaßte ihn aber nur, Wellen zu
schlagen, — wischte über einen Stuhl, der von dem

Dampfe übernäßt war, und fing schließlich vor Schreck
und Angst an zu weinen.
Konrad hatte Mühe, sie zu beruhigen, und noch
größere Mühe, zu erfahren, weshalb sie seinen Besuch
erbeten habe.
Sie hatte viel zu klagen. Da war zuerst Griotte,
der mit offenen Augen ins Verderben renne und Frau
und Kind unglücklich mache.
„Wir haben alles versetzt," weinte sie, „meine goldene
Brosche, seinen schwarzen Anzug und gestern sogar
das Bett. Er verthut alles."
Konrad war erschreckt und erstaunt.
„Aber Herr Griotte war doch immer der spar-
samste Mensch, der für sich selbst nichts verbrauchte?
Nicht wahr?"

Nach einer Momentaufnahme von Hans Breuer in Hamburg.


Deutschlands neuester Panzerkreuzer 1. Klasse „Fürst Bismarck" nach dem Stapellauf in Kiel am 25. September 1897.

Zllustr. Welt. I8S8. 8.

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